Terminologie für die Konservierung von Kunststoffen
Die Erhaltung von Kulturgut beginnt mit der Dokumentation, sie ist Grundlage der Kommunikation für das Objekt und der Entwicklung einer Erhaltungsstrategie. Aus Kunststoffwerkstoffen gefertigte Objekte bedingen Materialkenntnis vieler Werkstoffe aus synthetischen Polymeren. Die Unterschiede in den Eigenschaften werfen komplexe Fragestellungen auf und verlangen nach Einbindung mehrerer Experten.
Bildergalerie
„Marsupilami“ Spielzeugfigur aus Polyvinylchlorid (PVC) mit weißen Rückständen auf der Oberfläche, genannt Ausblühung. (Bild: ©TH Köln, CICS, Lisa Burkart 2020)
Ausschnitt eines Gartenzwergs aus Polyvinylchlorid (PVC) mit Braunfärbung. (Bild: ©TH Köln, CICS, Lisa Burkart 2020)
Riss und Deformation entlang des Deckels einer Box aus Celluloseacetat. (Bild: ©TH Köln, CICS, Nadin Radecke 2020)
Eine einheitliche Terminologie ist in der jungen Disziplin der Konservierung und Restaurierung von Kunststoff noch nicht etabliert. Somit kann bereits die Suche nach dem richtigen Vokabular eine Herausforderung sein. Im Bereich der Kunststoffe gehören eine Vielzahl von Fachleuten aus Museen, Industrie, Denkmalpflege, Handwerk, Geistes- und Naturwissenschaften zu den Akteuren. Bisher haben sich die Interessengruppen für gleiche oder ähnliche Beobachtungen, wie z.B. Herstellungsfehler, Schäden und Alterungserscheinungen, eine eigene Terminologie erarbeitet. Um die Veränderungen von Objekten zu dokumentieren und um ein gemeinsames Verständnis von Begriffen zu gewährleisten, ist es entscheidend, eine gemeinsame Terminologie zu etablieren und diese in der Kommunikation mit anderen Interessengruppen konsequent zu verwenden.
Sobald Veränderungen an der Oberfläche eines Objekts auftreten, beginnt die Fehleranalyse (Beschreibung, Dokumentation, Auswertung, Identifizierung der Fehlerursache und Entwicklung eines regelmäßigen Monitorings). Die Beschreibung des Fehlers oder Schadens an einem Kunststoffobjekt stellt jedoch eine eigene Herausforderung dar, insbesondere für Restauratoren mit wenig Erfahrung auf diesem Gebiet. Die bisher inkonsistente Terminologie und Bewertungskriterien erhöhen das Risiko von Missverständnissen zwischen den verschiedenen Interessengruppen.
Die Wissenschaftler am CICS sind sehr erfreut, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das Projekt KuWerKo im Rahmen der Förderlinie "Die Sprache der Objekte" fördert. Das auf vier Jahre angelegte Forschungsprojekt soll die transdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Kunst- und Designhistorikern, Kunststoffingenieuren bzw. Materialwissenschaftlern und Restauratoren erleichtern. Beteiligt sind das LVR-Industriemuseum in Oberhausen (IMus), das Institut für Kunststofftechnik (IKT) der Universität Stuttgart und das Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften der Technischen Hochschule Köln (CICS).
Darüber hinaus arbeiten wir mit dem Design Museum Gent (Projekt: "Know, Name and Assess your Plastics"), dem Getty Conservation Institute und dem Institut für Translation und Mehrsprachige Kommunikation an der Technischen Hochschule Köln zusammen.
Ein gemeinsames Spurenlesen an den Objekten in Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen ermöglicht es, möglichst viele Informationen über die Objekte zu sammeln und eine umfassende Terminologie zu entwickeln.
Zurzeit sind 94 Begriffe gesammelt und definiert. In interdisziplinären Workshops werden diese Definitionen mit Experten aus den jeweiligen Fachgebieten (Kunststofftechniker, Geisteswissenschaftler und Restauratoren) diskutiert und ausgewertet. Parallel dazu wird eine Datenbank entwickelt, um die Informationen nach Fertigstellung öffentlich zugänglich zu machen.
Weiterführende Links und Downloads
Das Projekt KuWerKo wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
April 2020