Neuberufen 2025: Prof. Dr. Eva Bockenheimer
Als Professorin für Praktische Philosophie beschäftigt sich Dr. Eva Bockenheimer sowohl mit grundlegenden Aspekten, die etwa die Strukturen von Gesellschaften betreffen, als auch mit praktischen Fragestellungen, wie die Auswirkungen neuer Organisationsformen auf die Soziale Arbeit. Im Interview erläutert sie außerdem, warum derzeit viele Kinderbücher auf ihrem Schreibtisch liegen.
Studium: Philosophie, Deutsche Philologie und Pädagogik (Magister) an der Rheinischen-Friedrich Wilhelm-Universität Bonn, Université Paris-Sorbonne und der Universität zu Köln
Promotion: „Hegels Familien- und Geschlechtertheorie“, Ruhr-Universität Bochum
Berufliche Stationen (u.a.):
- Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Theoretische Philosophie, Universität Siegen; Mitarbeit unter anderem im interdisziplinären Forschungsprojekt „Europäische Geschlechterdiskurse und politische Ordnungen“
- Gewerkschaftliche Bildungs- und Beratungsarbeit für Ver.di, IGM, IGBAU und GEW
- Bildungsreferentin bei Arbeit und Leben im Kreis Herford DGB/VHS e.V.
Praktische Philosophie ist ein spannendes Thema, weil…
…wir über grundlegende Fragen nachdenken dürfen, die uns individuell und gesellschaftlich betreffen. Meiner Ansicht nach ist die wichtigste Aufgabe der praktischen Philosophie, gemeinsam unsere Gegenwart zu begreifen – kein leichtes Unterfangen, aber angesichts multipler Krisen dringend notwendig.
Mein fachliches Steckenpferd…
…ist dialektische Philosophie, vor allem von Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Karl Marx, weil sie Widersprüche als notwendiges Moment von Entwicklung begreifbar macht. Außerdem interessiert mich, welche Auswirkungen – nicht zuletzt in der Sozialen Arbeit – neue Arbeitsorganisationsformen wie „indirekte Steuerung“ haben, bei denen immer mehr unternehmerische Verantwortung in die Teams verlagert wird.
Als Kind…
…habe ich mich schon gerne verkleidet. Aber noch viel mehr Spaß macht jetzt als Erwachsene der Kölner Kneipenkarneval!
Rückblickend war mein Studium…
…der absolute Luxus. So lange in die Philosophie eintauchen zu dürfen, ist wirklich keine Selbstverständlichkeit.
Wenn ich mal nichts zu tun habe, ….
…verbringe ich am liebsten Zeit mit meiner Familie und Freund*innen und freue mich über Bewegung im Grünen sowie über Musik. Während der Corona-Pandemie habe ich außerdem das Häkeln für mich entdeckt.
Auf meinem Schreibtisch…
…liegen gerade lauter Kinderbücher, die einen philosophischen Gehalt haben, da ich das Seminar „Philosophieren mit Kindern“ vorbereite. Das ist mal eine schöne Abwechslung zur Fachliteratur.
Kein Campus…
…ohne Fachschaftsraum. Als Studentin waren solche autonomen Räume für mich sehr wichtig und als Professorin freue ich mich, dass es am Campus noch Orte gibt, an denen das kreative Chaos herrschen darf und Studierende sich austauschen, unterstützen und organisieren können.
Der letzte gute Film, den ich gesehen habe, ….
…war der preisgekrönte Dokumentarfilm „Soundtrack to a Coup d’Etat“, der zeigt, mit welchen Mitteln die Westmächte im Kalten Krieg in der Zeit der Unabhängigkeitsbewegungen auf dem afrikanischen Kontinent ihre Macht sicherten: vom Kulturkampf bis hin zum gewaltsamen Regime Change. Aufrüttelnd!
Dezember 2025