Best Tandem 2.0 – vollständig digital

Studieren mit Beeinträchtigung, chronischer oder psychischer Erkrankung: Das Mentoringprogramm "Best Tandem" geht in eine zweite Runde. Nadine Fischer, Beauftragte für Studierende mit Beeinträchtigung, berichtet im Interview über Erfolge und Herausforderungen bei der Umstellung auf ein rein digitales Format.

Frau Fischer, das Mentoringprogramm "Best Tandem" wird fortgesetzt. Wie war die Rückmeldung zur ersten Runde?

Unser Team ist gewachsen: Sechs MentorInnen, die von Anfang an dabei waren, betreuen weiter, vier sind neu dazugekommen und zwei Mentees hat es so gut gefallen, dass sie jetzt als MentorIn dabeibleiben. Ich finde das großartig: Das spricht als Feedback für sich. Natürlich entwickeln sich die MentorInnen auch persönlich weiter: Sie verbessern ihr Selbstmanagement und ihre Softskills. So bringen die MentorInnen nicht nur etwas ins Programm ein, sondern können ebenfalls einen Nutzen daraus ziehen. Trotzdem - vor allem, wenn man bedenkt, dass sie sich ehrenamtlich engagieren – finde ich diesen Einsatz nicht selbstverständlich.

Welche Teile des Konzepts sind erhalten geblieben und welche Anpassungen mussten vorgenommen werden?

Unser Peer-to-Peer-Ansatz ist gleichgeblieben: Studienerfahrene MentorInnen mit Beeinträchtigung unterstützen ebenfalls beeinträchtigte Erstsemester beim Einstieg in ihr Studium. Studierende mit Beeinträchtigung oder Erkrankung gehören in der Corona-Pandemie zur Risikogruppe. Das heißt: Wir mussten unser Konzept vollständig in den digitalen Raum verlegen.

Vor allem das Qualifizierungstraining der MentorInnen musste angepasst werden. Anna Gähl, Leiterin der Kompetenzwerkstatt, und ich haben das Training in mehrere kürzere Einheiten mit zusätzlichen Pausen aufgeteilt, um die Zeit vor dem Bildschirm gering zu halten. Es war schon eine Herausforderung, Studierende online zu coachen, wie sie mit ihren Mentees eine gute Beziehung aufbauen können.

Kann das denn digital überhaupt funktionieren? Lebt ein Mentoring nicht auch vom direkten Kontakt?

Die Sorge hatten wir auch. Aber unsere Qualifizierungstrainerin Ute Dohmen war ganz begeistert von der Stimmung im Team: Alle hätten super aufeinander geachtet, sich Inhalte vorgelesen, die vom Screenreader nicht erfasst werden konnten, oder sich bei technischen Schwierigkeiten gegenseitig geholfen. Das war auch unser Eindruck bei der Kick-Off-Veranstaltung für 12 MentorInnen und 16 Mentees über Zoom: Die Mentees haben direkt ihre Kontaktdaten ausgetauscht, um sich auch als Gruppe zu vernetzen. Solche Netzwerke sind gerade in der Studieneingangsphase von zentraler Bedeutung. Ein Kommentar der Teilnehmenden zum Abschluss bringt die Bedeutung des Mentoringprogramms für mich auf den Punkt: „Zusammen und nicht allein. Sehr gut!“

November 2020

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