Startschuss für den neuen Campus - Interview
Eigentlich sollten bereits 2015 die ersten Bagger über das Gelände des Campus Deutz rollen. Doch wie bei vielen Großprojekten gestalteten sich Abstimmungsprozesse schwierig. 2016 wurden die wichtigsten Entscheidungen getroffen: Im April stimmte der Rat der Stadt Köln dem Verkauf zweier Grundstücke zu, eine Einigung zum Verkauf eines dritten Grundstücks wurde im September erzielt.
Zusätzliche Flächen, die zur Realisierung des neuen Campus notwendig sind.
„Wir sind froh, dass wir nun endlich anfangen können“,
betont Prof. Dr. Rüdiger Küchler, Vizepräsident für Wirtschafts- und Personalverwaltung.
Warum ist ein neuer Campus nötig?
Seit den 1970er Jahren hat sich die Lehr- und Lernkultur stark gewandelt. Das spiegeln die Konzeptionierung der Seminarräume und Laborbereiche des Ingenieurwissenschaftlichen Zentrums wider. Flexible und modulare Flächen, eine interdisziplinär nutzbare Arbeitsumgebung und Forschungsbereiche mit einer zeitgemäßen IT-Infrastruktur lassen sich im Hochhaus und in den Hallenbereichen immer schwerer realisieren: Die derzeitigen Raumschnitte entsprechen nicht mehr den Anforderungen an einen modernen Lehr- und Forschungsbetrieb. Zudem war der Campus ursprünglich für 4.000 bis 5.000 Studierende ausgelegt. Mittlerweile sind es 10.000 und 650 Beschäftigte. Prognosen zufolge werden die Studierendenzahlen wieder leicht zurückgehen. Deshalb ist der neue Campus für 8.500 Studierende ausgelegt.
„Wir haben jetzt keine Aufenthaltsqualität und keinen Campuscharakter. Die Studenten kommen und gehen direkt wieder.“ (Prof. Dr. Rüdiger Küchler)
Ein weiterer Grund sind die überholten technischen Anlagen. Die Energiekosten sind enorm. Fortlaufend sind Reparatur- und Modernisierungsarbeiten erforderlich, um einen reibungslosen Betrieb gewährleisten zu können. Die Aufzüge im Hochhaus müssen erneuert werden. Und die zentrale Heizungsanlage im 13. Stock könnte nur noch per Hubschrauber ausgetauscht werden.
„Unter dem Gesichtpunkt der Nachhaltigkeit entsprechen Hochhaus und Hallenbereiche nicht mehr unserem Anspruch an ein zeitgemäßes Energiekonzept.“ (Prof. Dr. Rüdiger Küchler)
Wie soll der neue Campus aussehen?
Zur Erinnerung: 2012 lobte der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) einen städtebaulichen Wettbewerb aus (siehe Chronik auf der folgenden Seite). Der Siegerentwurf der Arbeitsgemeinschaft Kister Scheithauer Gross/Loidl Architektur, Köln sieht einen zum Veedel hin offenen Campus vor. Statt eines Hochhauses und Hallenbereiche verteilen sich auf dem Gelände dann verschiedene vier- bis sechsgeschossige Gebäude um einen zentralen Platz (siehe Grafik). Die Hörsäle werden in einem eigenen Hörsaalzentrum zusammengefasst. Geplant sind große und kleine Säle, die modular zusammengeschaltet werden können. Die neuen Gebäude entsprechen der aktuellen Nutzfläche von Hochhaus und Hallen mit über 47.000 Quadratmetern.
„Wir werden endlich einen Campus haben, der einem Kreativquartier entspricht: einen zur Stadt geöffneten Campus mit einer hohen Aufenthaltsqualität und Grünflächen, die auch von den Bürgerinnen und Bürgern im Veedel genutzt werden können.” (Prof. Dr. Rüdiger Küchler)
Außerdem wird der Campus weitgehend Pkw-frei sein. Neben großzügigen Fahrradstellflächen sind zwei Parkhäuser geplant.
Wie sieht der Fahrplan aus?
20 Prozent der Gebäude bleiben bestehen, das sind der Altbau und die Hochschulbibliothek. Die neuen Gebäude werden in drei Bauabschnitten realisiert. Im ersten Bauabschnitt (2017–2022) werden das Hörsaalzentrum und ein Gebäudekomplex zur Mischnutzung realisiert, u. a. für Teile der Verwaltung, zentrale Einrichtungen, die Technikzentrale und der Fakultäten. Anschließend werden die Mensa und zwei Fakultätsgebäude in Angriff genommen (2019–2025). Im dritten Abschnitt (2024–2030) steht der Abriss des Hochhauses und der Bau des dritten Fakultätsgebäudes im Mittelpunkt.
„Die große Herausforderung besteht in einer guten Baustellenlogistik und darin, möglichst flexible Raumkonzepte zu bauen. Alle sollen möglichst nur einmal umziehen. Wir erwarten, dass wir zum Wintersemester 2022/23 die ersten neuen Gebäude in Betrieb nehmen können.” (Prof. Dr. Rüdiger Küchler)
In diesem Jahr beginnen die konkreten Planungen: Unter anderem werden auf Grundlage des städtebaulichen Entwurfs die Architektenwettbewerbe für die erste Bauphase ausgelobt. Die Konzeption für Plätze, Straßen, Wege und Grünflächen wird konkretisiert, ebenso das Energiekonzept und die Baustellenlogistik.
Wie hoch sind die Kosten?
Knapp 280 Millionen Euro stellt das Land NRW über sein Hochschulmodernisierungsprogramm bereit. Insgesamt rechnet Prof. Küchler allerdings mit Kosten in Höhe von 320 Millionen Euro.
„Mit den bisher bereitgestellten Mitteln werden wir wohl nur die ersten beiden Bauabschnitte bezahlen können. Für den dritten müssen weitere Landesmittel bereit gestellt werden.”
(Prof. Dr. Rüdiger Küchler)
Juli 2016