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Städtebauliche Weiterentwicklung des Bergischen Landes

Wie kann eine produktive Stadt der Zukunft aussehen? Dazu hat Marc Rieser, Student im Master Städtebau NRW, ein strategisches Konzept für die künftige Entwicklung von Städten im Bergischen Land entworfen. Für seine Arbeit „The Productive Region“ wurde er im europäischen Architektur- und Städtebauwettbewerb Europan mit dem ersten Platz und mit 12.000 Euro Preisgeld ausgezeichnet.

Die Machbarkeit seines Konzepts hatte er auf lokaler Ebene anhand von vier Fallbeispielen in Hilden, Ratingen, Solingen und Wülfrath geprüft.

Ausgangslage war für Marc Rieser der Entwicklungsdruck, den umliegende Großstädte wie Köln und Düsseldorf auf die Region ausüben sowie die Auswirkungen globaler Trends wie die Umgestaltung der modernen Arbeitswelt, die alternde Gesellschaft und ein steigendes Umweltbewusstsein.

Marc Rieser, Marc Rieser, Gewinner des Europan-Wettbewerbs und Student an der TH Köln. (Bild: Marc Rieser)

„Derartige Herausforderungen bieten ein enormes Potential für die Region. Deshalb sollten die Verantwortlichen nicht nur auf die von außen kommende Entwicklung reagieren, sondern diese frühzeitig selbst gestalten. Es sollte im eigenen Interesse der Region liegen, eine Adresse für die qualitative Verbindung von Wohnen, Arbeiten und Leben unter ökologischen Gesichtspunkten zu werden und sich somit als eine der produktivsten Regionen in Deutschland zu etablieren”, sagt Rieser, der selbst aus dem Bergischen Land stammt.Für jede der vier Städte sah die Aufgabenstellung im Europan-Wettbewerb ein Gebiet vor, in dem die entwickelten Konzepte beispielhaft angewendet werden sollten: in Hilden ein gründerzeitliches Quartier im südlichen Bahnhofsviertel, in Ratingen ein Wohn- und Gewerbegebiet zwischen West- und der Kernstadt, in Solingen-Wald das Grossmann-Gelände sowie westlich von Wülfrath ein neues Quartier auf der grünen Wiese.

„Das erarbeitete Konzept soll auf der regionalen Ebene erste Leitplanken für die zukünftige kooperative Planung bieten. Auf der städtebaulichen Ebene geht es dann um die individuelle Auseinandersetzung mit den jeweiligen Standorten. Das Konzept umfasst vier Maßnahmen-Cluster: räumliche Maßnahmen im Quartier, eine vielfältige Belebung dieser Räume, eine ökologischen und nachhaltigen Entwicklung sowie Mobilitätskonzepte, die den Zugang zu den geschaffenen Qualitäten in den Quartieren ermöglichen. Hinzu kommen die konzeptionellen Prozesse, welche die Synergien innerhalb der Quartiere miteinander vernetzen und optimieren sollen”, so Rieser.

Hilden – Bahnhofsviertel

Grafik Grafische Darstellung der Entwicklung des Quartiers zwischen Poststraße und Bahnhofsstraße in Hilden. (Bild: Marc Rieser)

Das Quartier zwischen Poststraße und Bahnhofsstraße in unmittelbarer Nähe des Hildener Bahnhofs ist laut Ausschreibungstext geprägt durch „gewerbliche sowie freiberufliche Nutzung, Straßen- und Schienenlärm“. In seinem Konzept greift Rieser dieses Problem auf und schlägt für eine Baulücke im Süden des Gebiets ein neues Parkhaus vor, das als Lärmschutz wirkt und den Verkehr durch Parkplatzsuche reduziert. Gemeinschaftlich genutzte Einrichtungen wie ein Park in der Mitte des Viertels, ein Sportplatz auf dem Parkhausdach, Gemeinschaftsgärten und Gründachflächen vernetzen neue und alte Bewohnerinnen und Bewohner. Neben den bestehenden Nutzungen in den gründerzeitlichen Häusern sollen neue kleine und mittlere Unternehmen angesiedelt werden.

Ratingen – neue Haltestelle belebt Viertel

Grafik Grafische Darstellung der Entwicklung des Wohn- und Gewerbegebietes in der Nähe des Bahnhofs Ratingen-West. (Bild: Marc Rieser)

Eine Reaktivierung des Bahnhofs Ratingen-West für den Personennahverkehr wäre eine große Chance, die Wohn- und Gewerbegebiete rund um die Straße Am Sandbach nachhaltig zu erneuern und weiterzuentwickeln. Riesers Entwurf sieht vor, einen Hochschulcampus in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof zu etablieren. Studierende und Auszubildende der bereits ansässigen Unternehmen könnten zusammenarbeiten, so dass die Entwicklung innovativer Ideen bis zum fertigen Produkt an einem Ort möglich wäre. Eine Fahrrad-Schnellstraße verbindet das Quartier mit dem Bahnhof und den umliegenden Vierteln. Ein großzügiger Park und ein Platz zur temporären Nutzung dienen als zentrale Orte, an denen die Menschen zusammenkommen.

Solingen – Reaktivierung einer Industriebrache

Grafik Grafische Darstellung der Entwicklung der Industriebrache Grossmann-Areal in Solingen. (Bild: Marc Rieser)

Auf dem Gelände der insolventen Grossmann Stahlguss GmbH im Stadtteil Solingen-Wald zwischen Wittkuller Straße und Heukämpchenstraße plant Rieser ein gänzlich neues urbanes Gebiet mit Platz für Wohnraum, soziale Einrichtungen und Unternehmen. Einzelne historische Gebäude bleiben bestehen oder werden umgewidmet. So entsteht aus Teilen einer alten Industriehalle die Struktur eines Parks in der Mitte des Quartiers. Mehrstöckige Wohngebäude mit Räumen für Kindertageseinrichtungen sowie kleine und mittlere Unternehmen prägen das Ortsbild. Die neuen Bewohnerinnen und Bewohner sollen künftig alle Bedürfnisse des Alltags in der unmittelbaren Umgebung ihrer Wohnung befriedigen können.

Wülfrath – Wohnen und Arbeiten in Düssel

Grafik Grafische Darstellung des neuen Siedlungsbereichs westlich von Wülfrath-Düssel. (Bild: Marc Rieser)

Westlich der bestehenden Bebauung von Wülfrath-Düssel soll auf zwölf Hektar ein neuer Siedlungsbereich entstehen. Strukturell orientiert sich Riesers Planung an der bestehenden Gestaltung des Dorfes, interpretiert sie aber aus einer nachhaltigen Perspektive neu. Die meist ein- oder zweigeschossige Bauweise ähnelt dem Rest des Dorfes und entspricht doch den Anforderungen des Bauens auf der Grünen Wiese. Im Vordergrund steht die soziale Interaktion der neuen Bewohner untereinander und mit den Einheimischen, etwa in den Räumen, die für soziale Einrichtungen, das Vereinsleben oder Gemeinschaftsräume reserviert werden. Durch einen neuen Radschnellweg nach Wülfrath und hin zum neuen Bahnhof Hahnenfurt-Düssel wird die Anbindung des ländlichen Raums erreicht.

Der Europan Wettbewerb

Grafik Grafische Darstellung des Konzepts auf regionaler Ebene. (Bild: Marc Rieser)

Europan ist eine Wohn- und Städtebauinitiative für junge Architektinnen und Architekten, die von 19 europäischen Staaten und einem Netzwerk von 250 Städten getragen wird. Alle zwei Jahre führt die Initiative den gleichnamigen Wettbewerb durch. Die diesjährige Ausschreibung war die 15. ihrer Art und beschäftige sich mit dem Thema „Produktive Stadt“. Insgesamt vergab die Jury für die beiden Aufgabenstellungen „Bergische Kooperation“ sowie „Selb“ drei mit je 12.000 Euro dotierte erste Preise.

In ihrer Bewertung der Arbeit von Marc Rieser schrieb die Jury des Europan-Wettbewerbs: „‚The Productive Region‘ überzeugt durch die Erarbeitung einer ganzheitlichen Planungsstrategie ausgehend von den Europan 15-Themen: ökologische Ressourcen, neue Mobilität und Fairness in Verbindung mit einem regionalen gemeinschaftlichen Ansatz für die Bergische Kooperation, der individuell auf lokale Qualitäten und Potenziale der verschiedenen Standorte reagiert. Die Arbeit vermittelt gleichzeitig Bilder, die für eine lebendige und lebenswerte Region stehen.“

Dezember 2019

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