Prof. Dr. Tagay betreut erfolgreiche Promotion zu Ressourcen von Flüchtlingen

Am 08. September 2024 hat Kader Dogru (Sozialpädagogin) ihr Rigorosum an der Universität Duisburg-Essen, Medizinische Fakultät, erfolgreich absolviert. Sie promovierte zum Thema: „Psychische Belastungen, Resilienz und Ressourcen bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen“.
Prof. Dr. Sefik Tagay betreut aktuell mehrere Promotionsvorhaben an der Universität Duisburg-Essen. Die Arbeit von Kader Dogru widmete sich einer besonders vulnerablen Gruppe: unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UMF). Laut dem UNHCR Global Trends Report befanden sich Ende 2024 weltweit über 124 Millionen Menschen auf der Flucht, darunter mehrere Millionen UMF.
In ihrer Dissertation untersuchte Kader Dogru 66 männliche UMF im Alter von 13 bis 17 Jahren (M = 16,50; SD = 0,80) aus verschiedenen Clearingstellen in Nordrhein-Westfalen. Die Jugendlichen stammten aus Afghanistan (43,9 %), Guinea (25,8 %), Syrien (22,7 %) und dem Irak (7,6 %). Die Ergebnisse zeigen einerseits die massive Traumatisierung und psychische Belastung dieser Jugendlichen, andererseits aber auch die schutzgebende Wirkung personaler, sozialer und struktureller Ressourcen. Resilienzfaktoren wie Selbstwirksamkeitserwartungen, soziale Unterstützung, Vertrauen in eigene Kompetenzen oder ein positives Selbstbild standen in den Analysen in einem signifikant negativen Zusammenhang mit psychischer Belastung und Traumasymptomen.
Diese Befunde verdeutlichen, dass eine Ressourcenorientierung in Forschung und Praxis eine zentrale Rolle spielt, um die psychische Gesundheit von UMF zu stärken. Daraus ergeben sich für die psychosoziale Versorgung mehrere Implikationen:
1. Stärkung personaler Ressourcen
Programme zur Förderung von Selbstwirksamkeit, Selbstvertrauen und positiven Selbstbildern sollten systematisch in therapeutische und pädagogische Arbeit integriert werden.
2. Aufbau und Sicherung sozialer Unterstützungssysteme
Verlässliche Bezugspersonen, geschulte Fachkräfte in Clearingstellen und Pflegefamilien tragen wesentlich zur Stabilisierung bei.
3. Schaffung günstiger struktureller Rahmenbedingungen
Eine adäquate Unterbringung, kontinuierlicher Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und Freizeitangeboten sind notwendig, um psychische Belastungen zu reduzieren und Integrationschancen zu verbessern.
4. Kultursensible und traumasensible Betreuung
Fachkräfte benötigen gezielte Qualifizierungen im Umgang mit Fluchterfahrungen, Mehrsprachigkeit und kulturellen Unterschieden.
5. Früherkennung und Prävention
Standardisierte Screenings und diagnostische Verfahren können helfen, psychische Belastungen frühzeitig zu erkennen und passgenaue Hilfsangebote einzuleiten.
Die Dissertation zeigt damit eindrücklich, dass neben der Identifikation von Risikofaktoren vor allem die Förderung von Ressourcen im Zentrum zukünftiger Forschung und psychosozialer Praxis stehen sollte, um die Resilienz und psychische Gesundheit unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge nachhaltig zu stärken.
September 2025