Miteinander für den Regenwald

298 Zertifikate, 14 Kurse und 18 Partnerschaften: Das ist die erfolgreiche Zwischenbilanz des Projekts „REPLÂNTICA“ der letzten beiden Jahre. In dem Vorhaben haben die TH Köln und die lokale Umweltorganisation REGUA ein Programm zur Wiederbewaldung des Atlantischen Küstenregenwalds in Brasilien entwickelt. Noch bis Dezember 2026 werden Kurse, Workshops und Netzwerkveranstaltungen durchgeführt.

„Der Regenwald an der brasilianischen Ostküste zählt zu den artenreichsten Ökosystemen der Erde und ist daher besonders schützenswert. Durch Rodungen, Intensivierung der Landwirtschaft und Urbanisierung ist das Gebiet jedoch stark beeinträchtigt worden“, sagt Prof. Dr. Udo Nehren vom Institute for Natural Resources Technology and Management (ITT). „In unserem Untersuchungsgebiet im Hinterland von Rio de Janeiro bietet sich nun die große Chance, degradierte Weideflächen wieder zu bewalden und diese in einem zusammenhängenden Korridor von Schutzgebieten zu integrieren. Mit unserem praxisnahen Trainingsprogramm fördern wir das Bewusstsein für die Bedeutung der Regenwälder für den Biodiversitäts- und Klimaschutz. Gleichzeitig zeigen wir Möglichkeiten auf, sich aktiv an der Wiederbewaldung der Weideflächen zu beteiligen“, so Nehren weiter.

Seit Projektbeginn haben die Kooperationspartner sechs verschiedene Schulungskonzepte für die Zielgruppen Landbesitzer*innen, lokale Bevölkerung, Frauen, Studierende, Regierung/Behörden und NGOs entwickelt, die auf lokaler Ebene im Einzugsgebiet des Flusses Guapiaçu kostenfrei angeboten werden. Die Kurse sind auf die jeweilige Situation und die individuellen Bedürfnisse der Zielgruppen zugeschnitten. Grundlegend geht es in allen Angeboten um theoretische und praktische Fähigkeiten zur ökologischen Wiederherstellung von Waldgebieten und anderen Ökosystemen, die Bewertung und Verwaltung von Renaturierungsmaßnahmen sowie um Kooperationen und Finanzierungsmöglichkeiten.

Meilensteine der ersten beiden Projektjahre

Ein Fokus der ersten beiden Projektjahre lag auf der Stärkung von Frauen. Hierzu wurden im Juli 2024 und im Juli 2025 jeweils Kurse mit speziell auf Frauen zugeschnittenen Inhalten angeboten. Neben den ökologischen Zusammenhängen – etwa wie Arten im Waldökosystem durch ihre Funktionen zur Resilienz des Waldes beitragen und wie resiliente Wälder wiederum zum Klimaschutz beitragen – standen Agroforstsysteme und die Nutzung von Waldnebenprodukten wie Samen, Fasern oder Früchten im Mittelpunkt. Die Kursteilnehmerinnen erwarben so vor Ort praktische Fähigkeiten in der Samenernte, der Anzucht von Setzlingen, der nachhaltigen Waldbewirtschaftung sowie in der Herstellung kunsthandwerklicher Produkte. Ziel war es, die nachhaltige Nutzung des Waldes zu fördern sowie die Vorteile von Biodiversität und Ökosystemfunktionen aufzuzeigen.

Im November 2024 wurde das „Partizipative Netzwerk für ökologische Renaturierung“ (RPRE) ins Leben gerufen. Die Initiative bringt lokale Gemeinschaften, öffentliche Institutionen und private Unternehmen zusammen. Ziel ist es, Kooperationen, gemeinsames Lernen und koordinierte Maßnahmen im gesamten Einzugsgebiet zu fördern. Im Rahmen dieser Partnerschaften sollen beispielsweise Setzlinge einheimischer Baumarten, Werkzeuge, Düngemittel, Arbeitskraft, Wissen oder Land zur Verfügung gestellt und aktiv für die Wiederbewaldung eingesetzt werden.

Unter dem Motto „Raizes Que Lideram“ (Wurzeln, die führen) fand im Oktober 2025 eine Veranstaltung mit 80 Teilnehmenden zur Stärkung und Würdigung des Einsatzes von Akteurinnen für die ökologische Wiederbewaldung und den Schutz von Biodiversität statt. Schwerpunkt des Events lag auf Wissensaustausch und dem Aufbau lokaler Praxisnetzwerke. Das von Frauen geleitete Programm umfasste einen Kunsthandwerksmarkt, eine Podiumsdiskussion, Live-Musik und das symbolische Pflanzen einer Guapiaçu-Kirsche – einer erst kürzlich in Wäldern des Projektpartners REGUA entdeckten Baumart. Während die Kurse Schulungen zur Herstellung von Handwerksprodukten boten, ermöglichte diese Veranstaltung den Kursteilnehmerinnen, ihre Produkte zu verkaufen und so ihre wirtschaftliche Situation direkt zu verbessern. Aufgrund des großen Erfolgs wird diese Veranstaltung 2026 wieder stattfinden.

Abschlussveranstaltung im Zukunftsmuseum in Rio de Janeiro geplant

„Das Projekt verlief in den ersten beiden Jahren sehr erfolgreich. Wir haben 298 Kursteilnehmende in 14 durchgeführten Kursen in Wiederbewaldung geschult und konnten ihnen Zertifikate aushändigen.  Zudem sind im Rahmen der RPRE-Initiative 18 Partnerschaften entstanden. Das zeigt uns vor allem eines: Unser Ansatz, einerseits ein Bewusstsein zu schaffen und Wissen zu vermitteln, und andererseits auch die unmittelbaren Vorteile von Wiederbewaldung für die Menschen vor Ort zu betonen, führt in die richtige Richtung“, sagt Dr. Claudia Raedig vom ITT.

Im letzten Projektjahr sollen weitere Kurse angeboten und deren Konzepte sowie Inhalte anhand des Feedbacks der Teilnehmer*innen optimiert werden. Im Dezember 2026 ist eine Abschlussveranstaltung mit Ausstellung im Museo do Amanhã (Museum der Zukunft) in Rio de Janeiro geplant. Dort sollen auch Kursteilnehmende dabei sein und von ihren Erfahrungen im REPLÂNTICA-Projekt berichten.

Über das Projekt

Das Transferprojekt „Aufbau von Kapazitäten für die Wiederherstellung von Wäldern: Schutz von Biodiversität und Klima in der Mata Atlântica“ (REPLÂNTICA) wird von Prof. Dr. Udo Nehren geleitet und von Dr. Claudia Raedig koordiniert (beide ITT der TH Köln). Projektpartner ist die lokale Umweltorganisation Reserva Ecológica de Guapiaçu (REGUA). Auf brasilianischer Seite wird das Projekt von Nicholas Locke geleitet und von Micaela Locke koordiniert (beide REGUA).

Das Vorhaben wird vom Programm IKI Medium Grants der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) über einen Zeitraum von drei Jahren mit knapp 800.000 Euro gefördert und endet im Dezember 2026. Die IKI fördert seit 2020 Nord-Süd-Kooperationen, die zusammen mit zivilgesellschaftlichen Akteur*innen vor Ort innovative Beiträge zur Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens und des Übereinkommens über die biologische Vielfalt leisten. Verantwortet wird die IKI vom Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN).

Dezember 2025

Ein Beitrag von

Marcel Hönighausen

Marcel Hönighausen

Team Presse und Öffentlichkeitsarbeit


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