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Daniel Schäfer

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Mehr Windenergie – wie kann das gelingen?

Die Windkraft hinkt bei den Ausbauzielen hinterher. Im Interview spricht Prof. Dr. Thorsten Schneiders vom Cologne Institute for Renewable Energy über die Hürden und wie sie durch gesetzgeberische Maßnahmen und technische Innovationen überwunden werden können.

Prof. Schneiders, wie kommt der Ausbau der Windkraft hierzulande voran?

Zunächst ist festzuhalten, dass Deutschland die Windenergie als erneuerbare Energiequelle benötigt, um bis 2045 klimaneutral zu werden. Auf dem Weg dorthin hat die Politik im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) mehrere Ausbauziele für alle regenerativen Energieformen festgelegt. Für die Windkraft, die aktuell schon der wichtigste Energieträger im deutschen Strommix ist, bedeutet das konkret: Bis 2030 soll sich die Leistung von Windkraftanlagen an Land und auf See auf 145 Gigawatt (GW) mehr als verdoppeln. Bis 2045 soll die Windkraft dann 230 Gigawatt erreichen. Obwohl 2024 ein Rekordjahr bei Zuschlägen und Genehmigungen neuer Anlagen war, hinkt die Bundesrepublik ihren Zielen hinterher. Aktuell beträgt die installierte Gesamtleistung hierzulande rund 73 Gigawatt – davon sind 64 GW Onshore-Windenergie und 9 GW Offshore-Windenergie.

Was muss geschehen, damit mehr Windkraftanlagen in Deutschland gebaut werden?

Zentrale Voraussetzung für den Ausbau der Windenergie an Land sind ausreichend nutzbare Flächen. Eine Windturbine benötigt nur 0,5 Hektar Aufstellungsfläche, aber mehr Platz rundherum, damit eine gute Anströmung durch den Wind erfolgen kann. Diese Windströmung wird durch die Rotorblätter umgelenkt und es entsteht ähnlich wie bei Flugzeugflügeln ein Auftrieb. Dadurch drehen sich die Rotorblätter und treiben einen Generator an, der Strom erzeugt, welcher ins Stromnetz eingespeist wird.

Thorsten Schneiders Thorsten Schneiders (Bild: privat)

Das Windenergieflächenbedarfsgesetz hat festgelegt, dass bis 2032 zwei Prozent der Fläche Deutschlands für die Windenergie auszuweisen sind. Für Nordrhein-Westfalen beträgt das Flächenziel 1,8 Prozent, dieser Wert ist im Landesentwicklungsplan verankert. Das Landesziel wird wiederum auf die fünf Regierungsbezirke in NRW aufgeteilt. Die zuständigen Bezirksregierungen erstellen Regionalpläne, in denen nutzbare Flächen für die Windenergie ausgewiesen sind.

Welche Genehmigungen sind vor der Installation einer Windenergieanlage einzuholen?

Im Bundesimmissionsschutzgesetz sind Grenzwerte unter anderem für Schall beziehungsweise Lärm vorgegeben. Diese unterscheiden sich je nachdem, ob die Anlage tagsüber oder nachts betrieben wird und ob sich die Anlage in einem Wohn-, Gewerbe- oder Industriegebiet befindet. Vor dem Aufbau werden Windturbinen mit gesetzlich vorgeschriebenen Verfahren vermessen und auch während des Betriebs eines Windparks wird die Einhaltung der Lärmgrenzwerte streng kontrolliert. Hinsichtlich des Natur- und Tierschutzes gibt es ebenfalls klare Vorgaben, welche Vogelarten durch Windturbinen nicht beeinträchtigt werden dürfen. Hierzu zählen beispielsweise Fledermäuse und Greifvögel. Windparks sind außerdem nicht in Naturschutzgebieten erlaubt. Unter der Einhaltung bestimmter Auflagen und mit Ausgleichsmaßnahmen für das in Anspruch genommene Land und die dortigen Pflanzen dürfen Windräder in der Nähe von Schutzgebieten aufgestellt werden. Der Planungsprozess für Windenergieprojekte ist also komplex.

Wie können Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden?

In diesem Bereich hat sich vor allem im letzten Jahr einiges durch das neue „Wind-an-Land-Gesetz“

getan, beispielsweise durch die Ausweisung von sogenannten Beschleunigungsgebieten für Windenergieanlagen an Land. Vorhaben innerhalb dieser Gebiete können in einem vereinfachten Verfahren genehmigt werden. Zudem kann für bestimmte Projekte die Pflicht zur Umweltverträglichkeitsprüfung entfallen. Darüber hinaus könnten die komplexen Anforderungen an Großraum- und Schwerlasttransporte vereinfacht werden, um die großen und schweren Bauteile wie Rotorblätter schneller zum Aufstellungsort transportieren zu können.

Die Windkraft hat teilweise immer noch ein Akzeptanzproblem. Wie kann dieser Herausforderung begegnet werden?

Eine Möglichkeit besteht darin, den Betrieb eines Windparks über eine Bürgerenergiegenossenschaft zu organisieren. Die Bewohner*innen werden von Beginn an einbezogen. Zudem können sie Anteile am Windpark erwerben und profitieren so von den Einnahmen in Form einer Rendite. Dies fördert die Akzeptanz, weil es sich um den eigenen Windpark handelt und die Menschen vor Ort sehen konkret, welche Vorteile regenerative Energien bringen können.

Technologische Innovationen erhöhen kontinuierlich den Energieertrag der Erneuerbaren. Welche Weiterentwicklungen beobachten Sie in der Windkraftbranche?

Neben den vielen kleinen Innovationen, die in der Öffentlichkeit häufig unbemerkt bleiben – neue Materialien, eine bessere Aerodynamik und Steuerbarkeit der Rotorblätter, höhere Türme und größere Rotorblätter – können vorhandene Kapazitäten effizienter und vor allem auch intelligenter genutzt werden. Beispiele hierfür sind der gleichzeitige Anschluss von Windparks, Photovoltaik und Speichern an einem Netzverknüpfungspunkt oder die direkte Stromlieferung von Windenergie an Industriebetriebe, Wohnsiedlungen oder Elektrolyseure. Im Offshore-Bereich arbeitet man daran, Windturbinen auf schwimmenden Fundamenten zu installieren, um sie auch in Wassertiefen von über 50 Metern einsetzen zu können.


Juni 2025

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