Exkursion nach Amsterdam – Drei Tage Stadtentwicklung im Realexperiment
Vom 24. bis 26.10.2025 besuchten Studierende des Moduls Städtebauliches Entwerfen (B.Sc. Raumentwicklung und Infrastruktursysteme) Amsterdam. Begleitet von Günther Straub (Dozent) und Inge Paeßens (Lehrbeauftragte) waren alle Gruppen im Vorfeld jeweils einem Gebiet der Stadt zugeordnet – so konnten unterschiedliche Quartiere, Entwicklungsstrategien und Herangehensweisen gezielt untersucht werden.
Der thematische Rahmen der Exkursion war breit, aber klar verankert in den zentralen Fragen zeitgenössischer Stadtentwicklung: Nachhaltigkeit, Wohnungsbau und Nachverdichtung. Entsprechend reichten die Schwerpunkte von 750 Jahre Amsterdam – der Blick auf Geschichte und Zukunft der Stadt – bis hin zu aktuellen Herausforderungen wie Wohnraummangel, Klimawandel und Tourismus. Ein besonderer Fokus lag auf der Umnutzung ehemaliger Hafen- und Industrieareale, auf sozial durchmischtem Wohnungsbau, innovativen Mobilitätskonzepten sowie Projekten, die neue Wege gehen – etwa beim Bauen auf dem Wasser.
Ziel der Exkursion war es, verschiedene Stadtentwicklungsstrategien und nachhaltige Wohnmodelle im direkten Umfeld zu analysieren. Gleichzeitig sollten die vielfältigen Eindrücke Impulse für das eigene Entwurfsmodell im Modul liefern – und genau das hat diese Reise eindrucksvoll ermöglicht.
Anreise und erster Einblick: Einstieg in Amsterdams Transformationsprozesse
Der Auftakt führte nach einer entspannten ICE-Fahrt und einer kurzen Fährüberfahrt direkt nach Amsterdam Noord – ein Gebiet, das eindrucksvoll zeigt, wie ehemalige Industrieflächen neu interpretiert werden können. Auf dem Programm standen u. a.:
- Tolhuistuin, ein Kulturzentrum auf dem ehemaligen Shell-Gelände
- Schoonschip, Europas nachhaltigstes schwimmendes Wohnquartier
- De Ceuvel, ein experimentelles Areal für Kreislaufwirtschaft
- NDSM-Werft, heute ein Ort für Kunst und kreative Nutzung
Der Nachmittag gehörte der Stadt selbst: Grachten, Gassen, Eindrücke aufsaugen – nach einem intensiven ersten Tag tat es gut, Amsterdam einfach auf sich wirken zu lassen.
Mit dem Fahrrad durch Amsterdam Oost: Einblicke in neue und alte Quartiere
Amsterdam lässt sich am besten auf zwei Rädern entdecken – und genau das haben wir gemacht. Nach einem gemeinsamen Frühstück ging es bei typisch wechselhaftem Amsterdam-Wetter los: ein bisschen Regen, viel gute Laune und eine spannende Route durch Amsterdam Oost.
Die Route führte durch die Docklands, vorbei am Superblock Piräus, dem markanten The Whale, dem offenen Wohnquartier Funenpark und über künstliche Inseln mit umgenutzten Lagerhallen bis hin zum modernen Oostenburg. Die Vielfalt der Quartiere machte sichtbar, wie flexibel sich ehemalige Hafenareale in lebendige Wohn- und Arbeitsräume verwandeln lassen.
Abends blieb Zeit fürs gemeinsame Essen und Erkunden der Stadt – eine gute Gelegenheit, das Gesehene zu diskutieren und Pläne für die eigene Entwurfsarbeit weiterzudenken.
Amsterdam West und IJburg: Stadtentwicklung in vielen Facetten
Der Sonntag führte uns nach Amsterdam West – einer Gegend, die besonders gut zeigt, wie unterschiedlich Stadtteile wachsen und sich verändern können. Vom historischen Arbeiterviertel bis zu komplett neu angelegten Quartieren war alles dabei. Highlights waren unter anderem der Houthaven, einNeubaugebiet auf künstlichen Inseln, die Spaarndammerbuurt mit Het Schip, das erfolgreich nachverdichtete Spaarndammerhart, der vielseitig genutzte Westerpark und das autofreie, nachhaltige Wohnquartier GWL-Terrein.
Abschließend führte die Exkursion nach IJburg, einem der innovativsten Stadtentwicklungsprojekte Europas: von den schwimmenden Wohnformen in Waterbuurt-West über das energieoptimierte Landmark Sluishuis bis hin zum entstehenden, klimaresilienten Centrumeiland. Besonders hier wurde deutlich, wie konsequent Amsterdam neue Wege im Wohnungsbau erprobt.
Fazit: Viele Wege zur nachhaltigen Stadt
Die drei Tage boten einen kompakten Überblick über Amsterdams Strategien, mit begrenztem Raum kreativ umzugehen – ob durch schwimmende Häuser, Umnutzung brachliegender Flächen oder bewusst gesetzte Nachverdichtung. Die zahlreichen Eindrücke laden dazu ein, eigene Entwurfsansätze weiterzuentwickeln und mutige Ideen auszuprobieren. Abends ging es inspiriert zurück nach Köln – mit vielen Bildern, Gesprächen und neuen Denkanstößen im Gepäck.
- Text: Sina Buse & Mila Schumacher
- Fotos: Adrian Ruiz
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Dezember 2025