Eine Weihnachtsgeschichte in zwei Akten
Der Familienrat hat getagt und beschlossen, es muss in diesem Jahr erneut eine Veranstaltung für und mit der Schwiegermutter geplant werden. Wie so häufig in der Veranstaltungsbranche ging ein extrem kurzfristiger Planungsauftrag an eine Bietergemeinschaft. Ärgerlich war nur, dass ich als stillschweigender Kommanditist zum konkludenten Handeln gezwungen wurde.
Erster Akt: Die Planung
Ein Sicherheitskonzept musste zur einvernehmlichen Genehmigung den Familienrat vorgelegt werden. Ein erster Versuch, ohne Sicherheitskonzept zu planen wurde wegen der mehr als 20 Quadratmeter Grundfläche sofort abgelehnt. Zusätzlich wären im letzten Jahr die beteiligten Personen in einer extremen Sondersituation gewesen.
Wie war das nochmal? Ein wirklich gutes Sicherheitskonzept gab es doch vom MIK NRW. Schnell war die Überlegung geboren, die Aufgabe in einem, der zu dieser Zeit gebräuchlichen, Projektpläne zu verwalten. 24 Türchen und vier Kerzen als Meilensteine gaben sofortige Planungssicherheit. Da die Budget Verantwortung, wie so oft, delegiert werden konnte, wurde zur Finanzierung die Familienkasse herangezogen.
Nachdem kein Betreiber für die Veranstaltungsstätte inklusive des Gartens ermittelt werden konnte, musste die Verantwortung durch den Veranstalter selber getragen werden.
Im Rahmen der Planung wurde auch ein intensives Risikomanagement aufgestellt. In einer hitzigen Sitzung wurden alle möglichen Gefahren dokumentiert. Durch ein geeignetes Risikocluster konnten schnell die wichtigsten Risiken ermittelt werden. Zu jedem Risiko wurden nun mögliche Maßnahmen erstellt.
Hier die wichtigsten Maßnahmen:
- Eine Einlasskontrolle war zwingen erforderlich und sollte aber ohne Taschenkontrolle vorgesehen werden.
- Der Zugang sollte ohne Ausnahmen nur durch die Tür erfolgen. Diese war mit einer Breite von mehr als 1,2 Meter dafür geeignet. Fremde Zugänge, wie der Kamin, mussten mit Heras-Zäunen gesichert werden.
- Es gab leider Eigentumsdelikte in Bezug auf verschwundene Dominosteine. Hierfür wurden ein Entschädigungspool und ein Ordnungsdienst eingerichtet.
- Alkoholische Intoxikationen von Walldorf und Stadler musste durch einen Sanitätsdienst behandelbar sein. Ersthelfer waren an einigen Punkten notwendig.
- Eine durchgängige Durchsagenanlage zur Einspielung von vorbereiteten Sicherheitsdurchsagen sowie von Musik wurde geplant.
- Zusätzlich wurde mit einer strategischen Partnerschaft ein Sprecher gefunden, der seinen künstlerischen Wirkbereich unter Kontrolle hatte. Seinen Bartwuchs hatte er nicht unter Kontrolle.
- Im Garten wurde ein Crash Barrier vorgesehen, um die Kleinen im entscheidenden Augenblick unter Kontrolle zu behalten.
Zweiter Akt: Die Durchführung
Bereits zu Beginn der Vorbereitungen hat sich gezeigt, dass herumstehende Schuhe eine echte Gefahrenquelle sein können. Dabei waren die gefüllten Stiefel bleischwere Hindernisse in den Fluchtwegzonen.
Am Vortag wurden, mit nun extrem gut verfügbaren Projektplänen, weitere Mitarbeiter in die Planungen eingeweiht. Der Kinderpunch wurde vom Gesundheitsamt auf Restalkohol geprüft und für okay eingestuft.
Kurz vor der Veranstaltung wurde dann das Veranstaltungsgelände bei einer Ortsbegehung freigeben und die Genehmigung mündlich ausgesprochen. Auf die Schriftform sollte nicht gewartet werden.
War es so wie jedes Jahr? Ja es war so wie jedes Jahr!
Am Eingang bildeten sich lange Schlangen, weil das Sicherheitspersonal doch neugieriger als erwartet war und die Besucher eine große Menge von unnötigen Verpackungen mit sich führten.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat vor einer massiven Warmfront gewarnt und bereits kurz nach dem Einlass gab es einen Teileinsturz am Pfefferkuchenhaus. Die Räumung des Gebietes war unnötig, weil bevor eine Störung entstehen konnte alle Trümmerteile kurzfristig durch die Besucher verzehrt wurden.
War es so wie jedes Jahr? Ja es war so wie jedes Jahr!
Etwas später wurde ein tickender verdächtiger Gegenstand gefunden. Besonders auffällig war die bunte Verpackung mit einer Aufziehschleife. Durch einen Fehler im Funkspruch wurde aus dem Krampfmittel ein Kampfmittel! Dieses wurde aber erst bemerkt als der Spürhund sich seine alten Konchen mit der Tube einschmierte.
War es so wie jedes Jahr? Ja es war so wie jedes Jahr!
Und am Ende geschah, was jedes Jahr passierte. Der gynäkologische Notfall sprengte fast die gesamte Veranstaltung und das Krippenspiel. Der Sanitätsdienst musste diese Krise unter der Leitung des örtlichen Rettungsdienstes bewältigen. Besonders die lokale Gebietskörperschaft, vertreten durch den Bürgermeister, handelte entschlossen. Sie war mit dem Transportinkubator extrem gut vorbereitet und das Kind wurde, unter tosenden Beifall vom Publikum, in das nächste Krankenhaus verbracht.
War es so wie jedes Jahr? Ja es war so wie jedes Jahr!
Abspann
Eigentlich ist alles im Rahmen der Resilienz geblieben! Und wenn sie nicht gestorben sind, dann … entwickeln sie das nächste (Un-)Sicherheitskonzept.
Dezember 2016