„Impfbrücken“-Erfinder: Das Gründen an der TH Köln gelernt

Spontane Impfangebote via SMS: Das ermöglicht die sogenannte Impfbrücke. Mit Hilfe der Web-Anwendung können übrig gebliebene Impfdosen kurzfristig verteilt werden. 46 registrierte Impfstellen konnten so bereits mehr als 38.000 Impftermine vermitteln. Entwickelt wurde die „Impfbrücke“ von den Alumni Pirmin Straub und Manuel Hüttel, die das Gründen an der TH Köln gelernt haben.

Krise macht erfinderisch: Dieses Prinzip trifft zumindest auf Pirmin Straub und Manuel Hüttel zu. Im Januar 2021 kam den Alumni der TH Köln eine Idee, wie verfügbare Impfdosen schnellstmöglich verteilt und der Verfall von angebrochenen Dosen auf ein Minimum reduziert werden könnte. „Meine Freundin ist Ärztin und wurde damals selbst kurzfristig mit Restimpfstoff geimpft“, sagt Hüttel. „Dadurch entstand die Frage, was mit übrig gebliebenen Impfdosen passiert, wenn keine Impfwilligen mehr zur Verfügung stehen. Da kam uns der Gedanke, eine zentrale Telefonliste, die von einem automatisierten System abgearbeitet wird, zu entwickeln.“ Gesagt, getan: Schon drei Wochen später war die „Impfbrücke“ einsatzbereit.

Pirmin Straub und Manuel Huetter v.l. Pirmin Straub und Manuel Hütter, Alumni der TH Köln, haben die "Impfbrücke" entwickelt. (Bild: Kai Altwicker/LIT Labs)

Und so funktioniert sie: Impfzentren, niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie Unternehmen mit betriebsärztlichen Impfstraßen können sich bei der Web-Anwendung registrieren. Dort geben sie die Daten der ihnen bereits bekannten Impfwilligen ein – also Impfgruppe, Mobilnummer und geeignete Impfstoffe. Sollten am Ende des Tages Impfungen nicht wahrgenommen worden sein, können die Impfstellen über das System Kandidatinnen und Kandidaten nach dem Zufallsprinzip auswählen, eine SMS verschicken lassen und zugesagte Termine überblicken.

Die „Impfbrücke“ erwirtschaftet dabei keinerlei Gewinne – lediglich die laufenden Kosten werden über die registrierten Impfstellen abgerechnet. „Wir haben in der Web-Anwendung viel Potenzial gesehen, mit vergleichsweise einfachen Mitteln in Zeiten der Corona-Pandemie einen wertvollen Beitrag zu leisten“, so Straub. Konzeptioniert und umgesetzt haben die Alumni die Software-Lösung in Kooperation mit BlackMars Capital über ihr eigenes Start-up LIT labs – eine Ausgründung aus einem Masterprojekt an der TH Köln.

Erste Gründungs-Erfahrungen an der Hochschule

Kennengerlernt haben sich Straub und Hüttel im Masterstudiengang Medientechnologie an der Fakultät für Informations-, Medien- und Elektrotechnik. Im Rahmen eines von Prof. Dr. Arnulph Fuhrmann vom Institut für Medien- und Phototechnik (IMP) betreuten Masterprojektes haben sie an einer 3D-Bildbearbeitungssoftware gearbeitet und einen Probelauf für eine Produktentwicklung durchgeführt. Schnell war klar: „Photon“, so der Name der Anwendung, hat Potenzial für eine Ausgründung. „Die erste Adresse war für uns dann der Gründungsservice der TH Köln. Dort wurden wir sehr ausführlich zu Informationsveranstaltungen und weiteren wichtigen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern beraten“, so Straub. „Diesen Schritt kann man allen Gründungsinteressierten nur raten – Vernetzen ist unglaublich wichtig.“

Im Oktober 2018 folgte mit Förderung des hochschulgründernetz cologne (hgnc) die Gründung des Start-ups LIT labs. In Kooperation mit der Patchflyer GmbH haben Straub und Hüttel die Anwendung „Photon 3D“ schließlich fertiggestellt . Seit Februar 2021 ist die Vollversion auf dem Markt. „Wir haben viele Jahre in die Entwicklung gesteckt und waren dabei auch mit zahlreichen Hürden konfrontiert“, sagt Hüttel rückblickend. „Die Unterstützung, die wir von Anfang an erhalten haben, hat uns viele Sorgen genommen. So konnten wir uns sehr risikoarm ausprobieren. Diese Erfahrungen haben uns dann auch dabei geholfen, die ,Impfbrücke‘ so schnell umzusetzen.“

Und wie geht es nun mit der Web-Anwendung für Impfzentren weiter – jetzt, wo das Impftempo bundesweit abnimmt? „Die vergangenen Monate waren sehr intensiv: Wir waren im stetigen Austausch mit 46 Impfstellen, mussten Datenschutzfragen und das Geschäftliche drum herum regeln. Jetzt sind wir langsam an einem Punkt, wo wir einmal durchatmen können“, sagt Straub. „Das über die vergangenen Monate aufgebaute Know-how soll aber in jedem Fall weiter genutzt werden. In welcher Form, darüber werden wir uns in den nächsten Wochen und Monaten Gedanken machen.“

Juli 2021

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