Christian Noss legt sich in die Kurve

Prof. Christian Noss legt sich in die Kurve (Bild: Thilo Schmülgen/TH Köln)

Tief gehockt schleift er mit der rechten Hand über den Asphalt. Mit weitem Schwung bremst er dann sein Longboard ab. Das Hochschulmagazin "Inside out" hat Prof. Christian Noss vom Campus Gummersbach mit seinem Longboard begleitet.

Der geübte Fahrer benutzt für solche Aktionen natürlich andere Begriffe: Sliden und Carven. Dem alpinen Wintersportler vertrautes Vokabular. Und tatsächlich ist für Christian Noss, Professor an der Fakultät für Informatik und  Ingenieurwissenschaften, das Longboard ideal, um das ganze Jahr über Snowboardfeeling zu haben.

Das Longboard sieht man erst seit Kurzem auf den Straßen, dabei ist es der Vorläufer des Skateboards. Erfunden haben es Surfer in den 1970er Jahren. Um sich bei schlechtem Wellengang nicht zu langweilen, schraubten sie Rollen unter ihre  Bretter. Später wurden die Geräte immer ausgefeilter und kürzer und entwickelten sich zum  Skateboard. Mit dem ist auch Noss groß geworden. Doch lang ist lässiger. Auf dem  bis zu 150 cm langen Board kann man weite Schwünge und enge Kurven fahren (Cruisen und Carven). Man kann beschleunigen, ohne dabei die Füße vom Brett zu nehmen (Pumpen). Darauf hin und her laufen und – wer’s drauf hat – Pirouetten drehen (Dancen). Oder einfach mit bis zu 100 km/h gen Tal brettern (Downhill).

Das Problem ist lediglich, die passenden Straßen zu finden mit gutem Gefälle, schönen Kurven und ohne motorisierten Verkehr. "Auf der Suche nach dem besten Verhältnis von Aufstiegs- und Abfahrtslänge bin ich auf :metabolon gestoßen, die ehemalige Mülldeponie", erzählt der Kommunikationsdesigner. Visueller Mittelpunkt des Geländes ist ein Bergkegel mit einer Aussichtsplattform, die man über hunderte steiler Stufen erreicht und an deren Hang sich eine Asphaltstraße bergab schlängelt. Am Fuß des Kegels hat die TH Köln ein Lehr- und Forschungszentrum eingerichtet.

Während unter der Woche Lehrende und Studierende Untersuchungen zu nachhaltigen Umwelttechniken durchführen, fährt Christian Noss hier am Wochenende seine Slides. Bei seinem ersten Ausflug stoppte ihn der Werkschutz "nach nur fünf  Metern". Weil :metabolon aber auch ein Freizeitgelände ist, fanden die Betreiber seine Idee charmant, für den Kölner  Hochschulsport den Kurs "Longboard Freeride" anzubieten.

Seit zwei Jahren treffen sich sonntags bis zu zehn Fahrerinnen und Fahrer – sofern das Wetter mitspielt. Die meisten kommen aus Köln: von der Uni, der Sporthochschule und manchmal auch von der TH Köln. Ein paar Vorkenntnisse sind nötig,  ebenso ein Helm, Schoner für Knie und Ellbogen und Handschuhe – um Hautabschürfungen beim Sliden zu vermeiden. "Am Anfang war die Strecke ziemlich aufregend, doch mittlerweile ist sie Routine und für uns recht einfach geworden", sagt Noss. Eine neue, steilere Straße mit unterschiedlichem Gefälle reizt ihn. Gefunden hat er noch keine – zumindest keine,  die er für den Freeride-Kurs nutzen kann.

Text: Monika Probst

Oktober 2015

Ein Artikel aus dem Hochschulmagazin


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