Ein Beitrag von

Marcel Hönighausen

Marcel Hönighausen

Team Presse und Öffentlichkeitsarbeit

  • Telefon+49 221-8275-5205

Lernen aus der Täter*innenperspektive: Digitales Spiel gegen sexualisierte Gewalt

Universitätsklinikum Ulm und TH Köln entwickeln Serious Game als Präventionsmaßnahme in der ehrenamtlichen Arbeit mit jungen Menschen

Ein Wolf hinter einer Hasenmaske: Im Serious Game „Uuugh – Falsches Spiel“ schlüpfen Spielende in die Rolle eines Täters in einem fiktiven Sportverein, um dessen Strategien kennenzulernen. Dadurch sollen sie Vorgehensweisen von Täter*innen im wirklichen Leben besser erkennen können. Das kostenfreie Spiel für Jugendliche und junge Erwachsene ab 12 Jahren wird durch eine Begleitbroschüre ergänzt.

„Sexualisierte Gewalt findet in Institutionen wie Schulen und auch im Ehrenamt oder in Vereinen statt. So ergab eine Befragung von rund 2.000 Sportler*innen, dass 26 Prozent ohne Körperkontakt und 19 Prozent mit Körperkontakt sexualisierte Gewalt in Sportvereinen erlebt haben“, sagt Prof. Dr. Jörg M. Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm sowie Leiter des Projekts, in dessen Rahmen das digitale Spiel entwickelt wurde. „Angesichts des hohen Stellenwerts ehrenamtlicher Tätigkeit in Deutschland zeigt sich ein entsprechender Bedarf an Präventionsmaßnahmen, um Kinder und Jugendliche zu schützen“, so Fegert weiter.

Das Serious Game soll einen wichtigen Beitrag leisten, um diesen Bedarf zu decken. „Es gab in den letzten Jahren viele Ansätze in der Prävention von sexualisierter Gewalt. Es sind jedoch weiterhin kreative Ideen notwendig, um das Bewusstsein für den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt zu schärfen – sowohl bei Erwachsenen als auch bei jungen Menschen selbst. Zentral ist, die jungen Menschen dort anzusprechen, wo sie sich aufhalten. Einer dieser Orte ist die digitale Welt. Serious Games können hier entsprechend eine bedeutende Rolle spielen“, erklärt PD Dr. Ulrike Hoffmann vom Universitätsklinikum Ulm, die das Spiel gemeinsam mit einem Team des Cologne Game Lab (CGL) der TH Köln um Prof. Dr. Greta Hoffmann entwickelt hat.

Ästhetik einer Fabelwelt ermöglicht spielerische Distanzierung

Das Spiel beginnt mit einer Hintergrundgeschichte: Im scheinbar harmonischen Umfeld eines Vereins übernehmen die Spielenden die Rolle eines neuen Trainers, um eigene Interessen durchzusetzen, dabei Grenzen zu überschreiten und zu Täter*innen werden. Diese Figur ist im Serious Game symbolisch als Wolf mit Hasenmaske dargestellt. „Wir haben uns bei der Gestaltung der Charaktere bewusst für eine Ästhetik im Sinne einer Fabelwelt mit Monstern und Tieren entschieden. So vermeiden wir Genderstereotype, lenken den Fokus auf Machtungleichgewichte sowie manipulative Beziehungsgestaltung und schaffen zugleich eine spielerische Distanzierung“, erläutert Prof. Dr. Greta Hoffmann vom CGL.

Ziel des Spiels ist es, Vereinsmitglieder mithilfe manipulativer Strategien und Interaktionen von ihrer Gruppe zu isolieren und in ein Abhängigkeitsverhältnis zu bringen. Ein tatsächlicher Übergriff wird dabei nicht dargestellt. „Wir vermitteln mit unserem Serious Game kein Täter*innenwissen, sondern machen Strategien sichtbar. So sollen Fragen beantwortet werden wie: ,Wie gehen Täter*innen vor?‘, ,Woran kann ich ihre Strategien erkennen?‘ und ,Was kann ich tun, um mich und andere zu schützen?‘“, so Greta Hoffmann. Das Spiel endet, wenn der Wolf enttarnt wurde oder seine Aufgaben unentdeckt abschließen konnte.

Im Verlauf des Spiels sind die Spieler*innen dabei nicht auf sich allein gestellt: Hinweiskarten erläutern Täter*innenstrategien und immer wieder tritt eine schützende Wächtereule auf und greift unterstützend ein. Sie gibt Hinweise, worauf im Alltag geachtet werden sollte, um sexualisierte Gewalt zu verhindern. Falls trotz dieser Einordnung und Hilfestellung ein schlechtes Gefühl während des Spielens auftritt, kann das Serious Game jederzeit durch einen Klick auf ein Notausgangsschild unterbrochen werden. Dann erscheinen darüber hinaus die Kontaktdaten des Hilfetelefons für sexuellen Missbrauch.

Über das Spiel

Das Serious Game „Uuugh – Falsches Spiel“ ist im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Frauen, Senioren und Jugend geförderten Projekts „Schutzkonzepte in der ehrenamtlichen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen: Entwicklung einer Informations- und Fortbildungsplattform“ entstanden. Das Projekt wurde von Prof. Dr. Jörg M. Fegert vom Universitätsklinikum Ulm geleitet. Für die Entwicklung des Serious Games war die Sektion „Schutzkonzepte/Schutzprozesse im Gesundheitswesen und E-Learning“ unter der Leitung von PD Dr. Ulrike Hoffmann vom Universitätsklinikum Ulm und ein Team des Cologne Game Lab der TH Köln um Prof. Dr. Greta Hoffmann verantwortlich.

Weitere Informationen und die Begleitbroschüre finden Sich hier.

Das Serious Game zum kostenfreien Download hier.

November 2025

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