Neue Stiftungsprofessorin: Inklusion als Projekt vor Ort
„Ohne Präsenz entsteht kein Vertrauen“, sagt Andrea Hofmann, neue Stiftungsprofessorin für inklusive Quartiersentwicklung. Mit einem „aufsuchenden Ansatz“ möchte sie in den nächsten fünf Jahren gemeinsam mit ihren Studierenden Strategien für den Umbau des öffentlichen Raums kreieren und dabei möglichst viele Betroffene einbeziehen. Drei Kölner Stiftungen fördern die Professur.
Andrea Hofmann
(Bild: Michael Bause/TH Köln)
Wenn Hofmann über die Neugestaltung von Quartieren im Sinne von durchmischten, lebendigen Nachbarschaften spricht, wird schnell klar, dass sie diese als co-kreative Prozesse begreift. „Die Menschen vor Ort haben Kenntnisse über ihr Umfeld, die Außenstehende nicht haben können. Wenn sie diese Expertise in einen gemeinsamen Prozess einbringen, kann im Idealfall etwas Neues entstehen, das alle abholt.“ Dabei bestehe eine der großen Herausforderungen darin, möglichst viele Menschen mitzunehmen.
In Projekten ihres Architektenkollektivs Raumlabor Berlin hat sie gute Erfahrungen mit Interventionen im öffentlichen Raum gemacht. „Wir haben zum Beispiel ein U-Boot auf einem belebten Platz errichtet und Passant*innen zum Mitmachen eingeladen. Wenn man gemeinsam über mehrere Tage arbeitet, entstehen Verbundenheit und Zeit für einen Austausch über das eigentliche Projekt hinaus. Und dann wird es spannend“, so Hofmann. Solche und ähnliche Praktiken möchte sie auch mit ihren Studierenden im Rahmen der Stiftungsprofessur umsetzen.
Studentische Suchtrupps
Die auf fünf Jahre angelegte Professur befasst sich mit sozialwissenschaftlichen, städtebaulichen, raumtheoretischen und künstlerischen Aspekten von Inklusion. Dabei verfolgt Hofmann einen weiten Inklusionsbegriff: „Grundsätzlich sollen über Inklusion Benachteiligungen abgemildert werden. Dazu gehören Armut, Alter oder fehlende Zugänge und selbstverständlich auch die Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigungen.“ Die Professur ist an den Fakultäten für Angewandte Sozialwissenschaften sowie für Architektur angesiedelt und wird von der Marga und Walter Boll-Stiftung, der RheinEnergieStiftung Jugend/Beruf, Wissenschaft sowie der Kämpgen-Stiftung gefördert.
Neben der Professur gibt es auch ein Stiftungsfellowship, das jährlich neu besetzt werden soll. „Mit der aktuellen Fellowship-Inhaberin Simone Scharbert arbeite ich gerade an ersten Aktionen, mit denen wir ins Quartier gehen möchten. Es gibt in der Stadt Neubaugebiete, gewachsene Strukturen oder Institutionen wie Kliniken, in die unsere Studierenden wie Suchtrupps hineingehen könnten, um vor Ort Hürden oder Herausforderungen zu entdecken und gemeinsam mit den Menschen an Lösungen zu arbeiten“, so Hofmann.
Über die kommenden fünf Jahre hinweg erwartet die Professorin, dass durch die regelmäßig wechselnden Fellows immer wieder neue Methoden und Blickwinkel in die Arbeit einfließen. So würden das komplexe Thema und die Forschungen um immer neue Facetten bereichert. Am Ende solle eine inklusive Herangehensweise in möglichst vielen Lehrmodulen der beiden Fakultäten verankert sein.
Dezember 2025