Prof. Dr. Johanna May, wie erleben Sie die digitale Lehre?

Prof. Dr. Johanna Friederike May (Bild: Thilo Schmülgen/TH Köln)

Vier Fragen an Prof. Dr. Johanna May

Prof. Dr. Johanna May versucht ihre Lehrveranstaltung zur Elektrotechnik möglichst asynchron anzubieten, damit Studierende auch offline auf das Material zugreifen können: zum Beispiel mit 15-minütigen Vorlesungen zum Download. Übungsaufgaben rechnet sie live über Zoom vor. Besonders leid tut es ihr um das Laborpraktikum, das jetzt als Simulation stattfindet: „Der Umgang mit dem Messgerät Oszilloskop ist für angehende Ingenieure sehr wichtig. Wir hoffen, dass wir zumindest gegen Ende des Semesters eine Einführung in die Benutzung geben können.“

Was funktioniert virtuell genauso gut wie in der Präsenzveranstaltung?
Das kann man jetzt noch nicht sagen. Aktuell schauen wir noch, was gut funktioniert und was nicht. An manchen Stellen brauchen alle Beteiligten auch Zeit, um den Umgang mit den digitalen Werkzeugen so zu erlernen, dass er effizient ist. Zum Beispiel ist es Gewöhnungssache, dass man bei schlechter Verbindung direkt sein Video abschaltet und nur noch den Audiokanal benutzt. Das kostet zwar in Summe nicht viel Zeit, aber viele kleine solche Kniffe sparen Zeit. Erst wenn alle wissen, wie das geht, wird es auch für alle effizienter.

Was kann die virtuelle Version nicht ersetzen?
Die Zwischendurch-Gespräche sind schwieriger zu erzeugen. Ich versuche dies über regelmäßige Online-Termine abzufangen. Außerdem kann ich in der Übung nicht durch die Reihen gehen und einzelnen Leuten Tipps geben. Dafür habe ich noch keine Lösung. Und ich habe aktuell durch die starke Asynchronisierung meiner Veranstaltung Sorge, dass einige Studierende sämtliche Unterlagen auf später ver-schieben und dann im schlechtesten Fall die Klausur nicht schaff en. Das Dilemma ist, dass es Studierende gibt mit schlechter Internetanbindung, daher will ich keine Live-Vorlesungen anbieten, sondern stelle alles zum Download zur Verfügung. Aber das können natürlich nun auch alle nutzen, die prokrastinieren, also die Beschäftigung mit dem Modul auf später verschieben.

Was haben Sie dabei über sich selbst gelernt?
Ich habe gelernt, dass meine schnell und nicht besonders schick erstellten Videos doch von einigen Studierenden als hilfreich angesehen werden.

Werden Sie bei der Umstellung auf den Präsenzlehrbetrieb ein digitales Format beibehalten?
Im Rahmen des Digital Fellowship NRW arbeiten Prof. Dr. Eberhard Waffenschmidt und ich mit Unterstützung von extra dafür eingestellten Mitarbeitern an einer Lösung, viele Testfragen einfacher in unsere Plattform ILIAS zu integrieren. Wir wollen damit zukünftig digitale Trainingsräume anbieten, indem wir die bisherigen ILIAS-Tests ausbauen. Das hatten wir allerdings schon vor Corona vor. Ob ich weitere Formate übernehmen werde, evaluiere ich später.

Juli 2020

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