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Michael Hecker

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Hochschulreferat Kommunikation und Marketing

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Laura Kukuk: Ein Leben mit den schönsten Autos der Welt

Gibt es etwas Schöneres, als seine Leidenschaft zum Beruf zu machen? In diesem Fall geht es um Autos und die Begeisterung wurde Laura Kukuk, Absolventin des Studiengangs Fahrzeugtechnik, in die Wiege gelegt.

Ihr Vater Klaus, ebenfalls Absolvent unserer Hochschule, machte sich 1986 als KfZ-Sachverständiger für Oldtimer und Schadensgutachten mit einem Ingenieurbüro selbständig – und so wuchs seine Tochter ganz selbstverständlich mit sehr alten, sehr schnellen oder auch sehr wertvollen Autos auf. Heute leitet Laura Kukuk zusammen mit Ihrem Vater das Unternehmen und ist als Sachverständige für Oldtimer, Renn- und Sportwagen weltweit unterwegs. An der TH Köln hält sie darüber hinaus als Lehrbeauftragte Vorlesungen und macht nebenher noch ihren Master.

Die Begeisterung für Technik war früh geweckt: Laura Kukuk hat schon als Kind im Unternehmen ihres Vaters in Overath über die Schulter geschaut und mitgearbeitet. Ihr erstes eigenes Restaurierungsprojekt war eine alte Velosolex, ein Mofa, das 1946 erstmals auf den Markt kam – es wurde auf stolze 1,2 PS leistungsgesteigert. Noch zu Schulzeiten absolvierte sie verschiedene Praktika, unter anderem bei Kremer Racing, DP Motorsport und bei Ford in England. Durch einen Autounfall nach dem Abitur konnte Laura Kukuk nicht sofort ein Studium aufnehmen, sie nutzte die Zeit bis zum nächsten Semester für ein Praktikum bei einem Unternehmen aus der Motorsportbranche – und bekam nach dem Erwerb der Rennfahrerlizenz die Chance, Rennen zu fahren: „Hinter dem Lenkrad eines leistungsstarken Rennwagens zu sitzen und ihn bis an seine Grenzen zu fahren, ist eine Erfahrung, die ich nur schwer beschreiben kann“, sagt sie begeistert.

Zum Studieren ging sie zunächst an die Hochschule München und wechselte dann an die TH Köln. „Nur“ Studentin ist sie nie gewesen: Schon während der Studienzeit arbeitete sie Vollzeit als Entwicklungsingenieurin in verschiedenen renommierten Automobilunternehmen wie McLaren Automotive in England und stets als Oldtimer-Spezialistin mit Fokus auf die wissenschaftlichen Methoden im väterlichen Betrieb. An beiden Hochschulen engagierte sie sich außerdem in der Formula Student. So verschaffte sie sich schon in sehr jungen Jahren eine große Bandbreite an Fachwissen und praktischer Erfahrung.

Wissenschaftliche Expertise und Detektivarbeit

Noch vor ihrem Bachelor-Abschluss stieg sie dann als Sachverständige für Oldtimer ins Ingenieurbüro Kukuk ein, heute hat sie die Mitverantwortung für zehn Angestellte und eine Reihe freier Mitarbeiter*innen. Die Kunden kommen aus aller Welt, sie benötigen Expertise und Gutachten, die den Zustand, den Wert oder die Echtheit von Fahrzeugen belegen sollen. Und manche dieser Oldtimer, Renn- oder Sportwagen kosten einen sieben- oder achtstelligen Eurobetrag. Bei ihren Expertisen – die nie weniger als 100 Seiten umfassen – gehen die Kukuks wissenschaftlich vor, alle Ergebnisse müssen nachvollziehbar und transparent sein und auf Fakten basieren. So kommen zur Fahrzeuganalyse Verfahren wie Spektroskopie, Ultraschall, 3D-Scans oder Röntgen zum Einsatz. Dafür arbeitet das Ingenieurbüro Kukuk bereits seit den 1990er Jahren mit dem Institut für Werkstoffkunde der TH Köln zusammen.

Die Herausforderung liegt darin, immer auf dem neuesten Stand zu sein: Man muss die hochmoderne Technologie ebenso kennen wie die historischen Modelle.

„Manchmal fühle ich mich wie Sherlock Holmes“, sagt Laura Kukuk, wenn sie an die Spurensuche bei den Fahrzeugen denkt. Repliken hat es immer gegeben, und es kann vorkommen, dass wertmindernde Reparaturen nach einem Besitzerwechsel schlicht vergessen werden. „Die Herausforderung liegt darin, immer auf dem neuesten Stand zu sein: Man muss die hochmoderne (und sich immer schneller verändernde) Technologie ebenso kennen wie die historischen Modelle. Dieses Spektrum finde ich extrem spannend“, sagt sie. Lernbereitschaft hat sie immer bewiesen, und so wundert es fast nicht, dass sie derzeit noch einen Masterabschluss anstrebt, im Fach „Automotive Engineering“.

Wenn der Beruf die Berufung ist

Im Studium galt für sie: Je praxisbezogener die Vorlesung, desto besser. Seit 2021 steht sie auch auf der anderen Seite des Hörsaals, als Lehrbeauftragte für das Fach „Fahrzeugrestaurierung – Automobiles Kulturerbe“ an der Fakultät für Fahrzeugtechnik. Das Wahlfach wird in Zusammenarbeit mit dem Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft angeboten. „Mir macht der direkte Austausch mit motivierten Studierenden und die Projektarbeit über ein ganzes Semester besonders viel Freude“, sagt sie. Durch die Lehrbeauftragung an der TH Köln ist Laura Kukuk immer wieder in zukunftsweisenden und nachhaltigen Projekten rund um das Thema „Zukunft der Mobilität“ involviert. „Hier forschen und entwickeln wir an Konzepten und Strategien für die Mobilität von morgen, ganzheitlich und weltweit. Besonders in urbanen Zentren wird uns wahrscheinlich nichts anderes übrigbleiben, als Verkehrsmittel zu teilen. Kollektiv oder aber sharing, weil es einfach effizient und nachhaltig ist“, so schätzt sie die Perspektiven ein.

Allerdings ist Laura Kukuk davon überzeugt, dass die Verkehrswende nur gelingt, wenn wir auch die Vergangenheit im Blick behalten: „Das Automobil hat unsere Gesellschaft geprägt, es ist hier erfunden worden und hat eine unserer stärksten Industrien hervorgebracht. Außerdem ist das Auto ein Kulturgut. Denken wir nur mal an die Fünfzigerjahre, wo alle mit dem VW-Käfer losdüsten und das neu gewonnene Freiheitsgefühl genossen. Da können wir nicht einfach sagen: Okay, vergessen wir diese, unsere gesellschaftsprägende Geschichte.“

Neben der automobilen Begeisterung ist es das Zusammentreffen mit Gleichgesinnten und interessanten Menschen auf der ganzen Welt, was Laura Kukuk an ihrer Tätigkeit so überaus schätzt. Journalistisch ist sie auch noch tätig, bei renommierten Automobilwettbewerben in Italien und den USA sitzt sie in der Jury. Und in der heimischen Garage wartet ein Lancia Fulvia 1.6 HF darauf, von ihr restauriert zu werden. „In den letzten acht Tagen hatte ich keine freie Minute“, berichtet sie mit einem entspannten Lächeln. Wenn der Beruf die Berufung ist, scheint eine hohe Belastung wenig auszumachen. Und wie ist es, als Frau in einer Männerdomäne zu arbeiten? „Vorurteile sind da, das merke ich immer wieder. Aber man muss wissen, wie man damit umgeht“, sagt Laura Kukuk. Mit ihrem fachlichen Wissen hat sie sich bisher immer Respekt verschaffen können.

Text: Michael Hecker

Juli 2023

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