Im zweiten Anlauf in die Stratosphäre

Der Ballon wird befüllt (Bild: Andreas Wagen / TH Köln)

Kooperationsprojekt zwischen der TH Köln und der Sekundarschule TOB Wiehl: Der zweite Wetterballonstart verlief erfolgreich und führte in rund 30.000 Meter Höhe

Ein Zeitungsbericht hatte die beiden Bildungseinrichtungen und ihre Projekte zusammengeführt: Sowohl die Wetterballon-AG der Sekundarschule TOB Wiehl hatte in den vergangen Monaten heliumgefüllte Ballons steigen lassen als auch das Institut für optische Technologien der TH Köln (OPTEC), im Rahmen von Studierendenprojekten. Johannes Frielingsdorf, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Campus Gummersbach der TH Köln, hatte den Zeitungsbericht gelesen und Kontakt zur Schule aufgenommen mit dem Vorschlag, künftig zusammenzuarbeiten. Daran waren die Lehrerinnen und die Schülerinnen sehr interessiert, und nach umfangreichen Vorbereitungen kamen Ende Juni zehn AG-Mitglieder der TOB Wiehl (TOB steht für „Technisch orientierte Bildung“) für den ersten Ballonstart auf den Campus Gummersbach der TH Köln, zusammen mit ihren Lehrerinnen Melanie Seitz und Wiebke Grobe.

Schülerinnen löteten Platinen selbst

Das Team hatte eine selbstentwickelte Nutzlast mitgebracht, mit der auf sechs Kanälen unter anderem Temperatur, Luftfeuchtigkeit, und das Verhalten einiger Materialien unter stratosphärischen Bedingungen gemessen werden sollten. Die Platinen für die Messeinrichtung hatten die Mädchen aus der Mittelstufe der Schule selbst gelötet. Zwei Kameras nahmen Fotos und Videos auf. Die Hochschule steuerte den Ballon bei, die Ballonwaage stellte das Unternehmen Graw Radiosondes aus Nürnberg bereit. Mit einer Ballonwaage lässt sich der Füllungsgrad und damit die Tragkraft des Ballons genau messen. Graw sponserte auch die Radiosonden. Das teure Helium war eine Spende der Bergischen Achsenfabrik (BPW).

Der erste Startversuch wurde zu einer Enttäuschung: durch einen Materialfehler löste sich der Ballon von der Leine mit dem Fallschirm und flog ohne Nutzlast davon. Dank der guten Kontakte der beteiligten Mitarbeiter gelang es aber nach einigen Telefonaten, innerhalb einer Stunde eine neue Stahlflasche mit Helium herbeizuschaffen, und so konnte der Ersatzballon der TH gefüllt werden. Der zweite Start verlief problemlos, der Ballon stieg auf eine Höhe von 30.571 Metern, also bis an den Rand der Stratosphäre. Dort platzte er, wie geplant, die Nutzlast ging am Fallschirm nieder. Über die Radiosonden-Ortung konnte nach 3 Stunden und 20 Minuten Flug dann auch der Landeplatz gefunden werden: ein Baum in Oeventrop bei Arnsberg, 57 Kilometer entfernt von Gummersbach. Dort traf das Bergungsteam auf den Funkamateur Günter Waschke (Rufzeichen DC0QG), der das Signal der Radiosonde ebenfalls empfangen hatte, und das Team von TOB und TH bei der Bergung unterstützte (vgl. Foto). Nach dem erfolgreichen Flug beschäftigten sich die Schülerinnen und ihre Betreuerinnen in den folgenden Tagen mit der Auswertung der Daten.

Weitere Projekte geplant

Prof. Dr. Sebastian Kraft, Leiter des OPTEC-Instituts zeigte sich begeistert von der Kooperation zwischen Schule und Hochschule, mit der potenzielle zukünftige Studentinnen die Hochschule und ihre Möglichkeiten kennen lernen können. Die Beteiligten planen bereits weitere gemeinsame Projekte. Die Arbeitsgemeinschaft der Schule wird begleitet von der Mentorin Dorina Weichert vom Fraunhofer Institut IAIS in St. Augustin und gefördert von der Aktion „Wir stärken Mädchen“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Die Schülerinnen sind nicht nur versiert in Elektrotechnik, sie haben auch einen eigenen Instagram-Account eingerichtet (s.u.). Frau Weichert freute sich besonders, wieder an den Campus Gummersbach zu kommen, sie hatte hier ihren Hochschulabschluss gemacht.

Juli 2022


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