Cologne Institute of Conservation Sciences

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Prof. Dr. Andrea Renate Pataki-Hundt

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Dr. Doris Oltrogge

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Restaurierung einer brandgeschädigten Mainzer Pergamenthandschrift aus dem 11. Jahrhundert

Sicherung und Sichtbarmachung der Schrift

Studienprojekt auf einen Blick

Kategorie Beschreibung
Projekt BA-Thesis 2019: Restaurierung einer brandgeschädigten Mainzer Pergamenthandschrift aus dem 11. Jahrhundert
Leitung Prof. Dr. Andrea Pataki-Hundt
Studienrichtung Schriftgut, Grafik, Fotografie und Buchmalerei
Beteiligte Svenja Tempich, B.A.
Betreuung 1. Betreuerin: Dr. Doris Oltrogge
2. Betreuerin: Prof. Dr. Andrea Pataki-Hundt
Projektpartner Wissenschaftliche Stadtbibliothek Mainz
Dr. Annelen Ottermann
Laufzeit 2019

Die Handschrift „Hs II. 4“ hat durch einen Brand Schaden genommen. Ist Pergament einem Feuer ausgesetzt, verbrennt es nicht. Es schrumpft, verliert seine Flexibilität und verhornt. Die Hitze verursachte starke Verbräunungen, die die Lesbarkeit des Textes des Folio 1 stark beeinträchtigen. Innerhalb der Bachelorarbeit konzentrierten sich die Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten auf den Pergamentbuchblock. Mithilfe von Bandpassfilter-Reflektografie-Aufnahmen konnten Teile der Schrift wieder sichtbar gemacht werden. Zudem wurden drei Schadenskategorien mit individuellem Restaurierungskonzept für die Pergamentseiten entworfen. Berücksichtigt wurden dabei der größtmögliche Erhalt der Originalmaterialien mit minimal-invasiven Sicherungsmaßnahmen, mit dem Ziel, einen benutzbaren, gesicherten, aufschlagbaren Buchblock zu erhalten.

Die Geschichte und Hintergründe, die zum derzeitigen Zustand der Handschrift führten, wurden zunächst recherchiert. Infolge der schweren Brandschäden erhielt die Mainzer Handschrift einen neuen Einband, der an die Verformung durch den Brand angepasst wurde. Diese Reparaturarbeiten wurden vermutlich im 18. Jahrhundert durchgeführt. Die gesamte Bindung, bestehend aus Bünden, Heftfaden, Kapital und Rückenableimung, sind aber weiterhin Originalmaterialien aus dem 11. Jh. Die hier erhaltene Bindung, obwohl der Einband bereits erneuert wurde, ist eine Seltenheit. Da der neue Einband bereits zur Geschichte der Handschrift gehört und erhalten werden soll, wurden alle geplanten Maßnahmen individuell angepasst. Die Heftung wurde nicht aufgelöst, wodurch der konkav gewölbte Buchblockrücken nicht vollständig begradigt werden konnte.

Aufgrund der schlechten Lesbarkeit auf Folio 1 wurden Bandpassfilter-IR- und UV-Reflektografien durchgeführt. Die Strahlungen werden dabei von der Oberfläche des Pergamentes, den Tinten und den Verbräunungen unterschiedlich absorbiert. Mit zusätzlichen Bandpassfiltern werden die Wellenlängen, die auf das Objekt treffen, eingegrenzt. Die UV-Strahlung kann die Oberfläche des Objektes zu Fluoreszenzen anregen. Dabei hebt die Schrift sich deutlicher vom Pergament ab. Mit unterschiedlichen Breitbandfiltern werden die Verbräunungen unterdrückt und Teile der Schrift lassen sich auf den digitalen Aufnahmen wieder lesen. Die Sichtbarmachung von verblassten und verkohlten Schriften ist durch Infrarotstrahlung bei z.B. Eisengallustinten möglich. Die IR-Reflektografie zeigt jedoch deutlich, dass die Schrift nicht sichtbar wird. Dieser Fund lässt eine Gerbsäuretinte vermuten.

Die erste und letzte Lage des Buchblocks waren stark verwellt und durch die Hitze brüchig. Dadurch sind Risse und Fehlstellen entstanden, wodurch wiederum weiterer Substanzverlust drohte. Diese Lagen wurden vereinzelt, klimatisiert und geglättet. Während einer Probeklimatisierung stellte sich eine Kombination aus Zedernholzrahmen und einem selbstgebauten Klimazelt am besten heraus. Das Klimazelt bot einen zusätzlichen Arbeitsbereich, welcher den Vorteil hatte, innerhalb des Zeltes am flexibilisierten Pergament zu arbeiten. Die Glättung konnte ebenfalls ohne Verlust der erhöhten Luftfeuchtigkeit vorbereitet werden. Die Pergamentseiten wurden im Zelt mit Gewichten am Rand gespannt. Erst danach wurde die Luftfeuchtigkeit im Zelt kontrolliert gesenkt. Diese schonende Klimatisierung führte zu einer erfolgreichen Glättung, wodurch nach der Riss- und Fehlstellensicherung kein Substanzverlust mehr drohte.

Juni 2019

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