Cologne Institute of Conservation Sciences

Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft

Andreas Krupa

Andreas Krupa

Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft (CICS)

  • Telefon+49 221-8275-3054

Lisa Burkart

Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft (CICS)

  • Telefon+49 221-8275-3795

Eine Kugelrechenmaschine aus den Sammlungen des LVR-Freilichtmuseums Lindlar

Am 9. März 2022 wurde die am CICS in der Studienrichtung "Objekte aus Holz und Werkstoffen der Moderne" restaurierte Kugelrechenmaschine an das LVR-Freilichtmuseum Lindlar zurückgegeben. Im Bild übergibt die Studentin Franziska Eber die Rechenmaschine an die Kuratorin des Museums Petra Dittmar. (Bild: TH Köln - CICS - Andreas Krupa)

Die Kugelrechenmaschine ist ein Objekt der Alltagskultur. Ein besonderer Aspekt der Restaurierung war das Objekt vor Materialverlust zu schützen und dabei die authentischen Nutzungsspuren zu erhalten. Das Objekt wird im Dezember 2022 ausgestellt im neu eröffneten Schulhaus aus Waldbröl-Hermesdorf im Freilichtmuseum Lindlar als Teil der Ausstellung zur Bildungsgeschichte.

Studienprojekt auf einen Blick

Kategorie Beschreibung
Objektpraxis Im Rahmen ihres Bachelorstudiums restaurierte Franziska Eber eine interessante Kugelrechenmaschine aus der Sammlung des LVR-Freilichtmuseums Lindlar.
Studienrichtung Objekte aus Holz und Werkstoffen der Moderne
Bachelorstudierende Franziska Eber
Betreuung Prof. Dr. Friederike Waentig, Lisa Burkart M.A., Andreas Krupa Dipl-Rest (FH) M.A.
Zeitraum 2019 bis 2022

Objekt und Schäden

Das mathematische Instrument besteht aus einem dunklen Nadelholzrahmen mit zehn waagerecht eingebauten Metalldrähten und zwei Kufenfüßen. Auf die Metalldrähte sind 100 gedrechselte Kugeln in schwarzer und weißer Farbe aufgeschoben. Er wurde vermutlich als didaktisches Rechenhilfsmittel in einer Schule für den Mathematikunterricht verwendet, um die Grundlagen der Arithmetik zu lehren. Das Objekt wird in den Zeitraum Ende 19. bis Anfang 20. Jahrhundert datiert.

In einigen Schadensphänomenen zeichnete sich die frühere Nutzung der Kugelrechenmaschine ab. Der Holzrahmen des Gestells war teilweise stark berieben und die Farbschicht abgegriffen. Auch die ölgebundene Farbe, mit welchem die 50 weißen Kugeln bemalt sind, zeigten deutliche Spuren des händischen Verschiebens während des Rechnens. Hier zeigten sich zum einen Schmutzablagerungen auf der Oberfläche (z.B. Staub und Hautfett), zum zweiten Bereiche mit Schichtentrennung zwischen dem Holzträger und der Farbschicht sowie zum dritten Sprungnetzen und Fehlstelle innerhalb der Farbschicht. Die Schäden deuteten auf eine Versprödung der Farbschicht und die mangelnde Adhäsion der Farbe am Träger hin.

Restaurierungskonzept und Durchführung

Das Restaurierungskonzept für das Objekt zielte auf die kulturhistorische Bedeutung und den Wert des Objektes als Gegenstand der Alltagskultur und damit seiner großen soziologischen Bedeutung. Mit Blick auf die angedachte Präsentation und gelegentliche Nutzung am vorgesehenen Standort auf dem Gelände des Freilichtmuseums, im Schulhaus aus Waldbröl-Hermesdorf musste auch die Funktion als Rechenhilfsmittel in die Konzeptfindung einbezogen werden.

Nach umfangreichen Tests zu Löslichkeiten und Reinigungsmöglichkeiten wurde das Objekt zuerst schonend trocken gereinigt. Die Malschicht der 50 weißen Rechenkugeln wurde mit einer Acryldispersion in vielen Arbeitsstunden gefestigt und im Anschluss mittels eines Alkali-PEG-Reinigungsgels in einem mehrstufigen Verfahren gereinigt. Ziel war es die starken Verschmutzungen insbesondere auf den weißen Kugeloberflächen behutsam zu minimieren, um jene deutlicher zur Erscheinung zu bringen.

Das Ergebnis dieser Maßnahmen ist eine stabile Malschicht der Kugeln, die auch das Anfassen anlässlich einer vorsichtigen Nutzung zu Demonstrationszwecken erlaubt, sowie ein gepflegtes und in sich stimmiges Gesamtbild der Kugelrechenmaschine.

Rückgabe an das Museum

Am 9.3.2022 konnte nun die Rechenmaschine nach getaner Arbeit an das LVR Freilichtmuseum Lindlar zurückgegeben werden. Die Übergabe an die Kuratorinnen des Museums Petra Dittmar und Anka Dawid-Töns wurde von der Studentin Franziska Eber selber vorgenommen. Im Beisein der örtlichen Presse [1] wurden die Ergebnisse der Kontextrecherche, der Schadensaufnahme und der durchgeführten Maßnahmen erläutert.

Die Studienrichtung "Objekte aus Holz und Werkstoffen der Moderne" bedankt sich bei den Vertreterinnen des Museums für die vertrauensvolle Zusammenarbeit! Der Landschaftsverband Rheinland und die Technische Hochschule Köln arbeiten seit beinahe anderthalb Jahrzehnten im Rahmen eines Kooperationsvertrages zusammen.

[1] Die Bergische Landeszeitung berichtete am 14.3.2022.

September 2022

Cologne Institute of Conservation Sciences

Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft

Andreas Krupa

Andreas Krupa

Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft (CICS)

  • Telefon+49 221-8275-3054

Lisa Burkart

Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft (CICS)

  • Telefon+49 221-8275-3795


M
M