Cologne Institute of Conservation Sciences

Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft

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Prof. Dr. Nicole Reifarth

Prof. Dr. Nicole Reifarth

Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft (CICS)

  • Telefon+49 221-8275-5219

Hand in Hand – Kollaborative Konservierung von "Othello & Desdemona" (1990/91) – Aeppli/ Tinguely

Die textilen Figuren aus dem kinetischen Gemeinschaftswerk Othello & Desdemona (1990/91) von Eva Aeppli und Jean Tinguely waren bereits Thema eines Masterprojekts am CICS.
Das darin von Cora Lisbach entwickelte Restaurierungskonzept konnte in einer sonnigen Woche im Juni 2024 im Rahmen eines Lehrprojekts mit Studierenden der Studienrichtung Textilien und archäologische Fasern und in fortgesetzter Kollaboration mit der Stiftung HIC TERMINUS HAERET – Il Giardino di Daniel Spoerri umgesetzt werden. Folgend ein paar Einblicke:

Seidenpflaster oder zweite Haut (gegen Liebeskummer)

“Desdemona” und “Othello” bekamen eine “zweite Haut” aus Crepeline, die von Paulina Lambeck, Helene Schönbach und Cora Lisbach sorgsam um die einzelnen, beschädigten Fingerglieder und Gesichtszüge gelegt wurden, um dann mit Grègeseidefäden an sich selbst und – anhand der Überwendlichstich-Nähte Aepplis – am Objekt fixiert zu werden. Hierdurch wird die durch Fehlstellen hervortretende Wattefüllung in Form gehalten, ohne zusätzliche Spannung auf das beschädigte Seidengewebe auszuüben. Die transparente Crepeline lässt bei genauer Betrachtung dennoch die Spuren der Zeit und der Bewegung erkennen.
Ästhetisch stark beeinträchtigende Fehlstellen im Gesicht "Desdemonas" wurden zusätzlich mit Seidenvliesen bedeckt, welche Lisbach eigens dafür entwickelt und mit den Studierenden angefertigt hat. Diese wurden zwischen das Original und die Crepeline gelegt und verblenden durch ihre ungerichtete Faserstruktur die scharfen Gewebekanten.
Das schwarze Untergewand wurde unterlegt, die Fehlstellen geschlossen und das umliegende Gewebe mittels Spannstichen gesichert. Die großflächigen Fehlstellen in der Rückenpartie schienen u.a. durch die zu knappe Bemessung des Gewands bedingt, welches im Laufe der Zeit dem Gewicht der schlackernden Beine nachgegeben hat. Bei der Unterlegung wurde daher darauf geachtet, etwas Raum zu schaffen, das Unterleggewebe sichtbar zu lassen, statt den Riss komplett zu schließen. 

Ein maßgeschneidertes Kleid für Desdemona

Da nur noch Ärmelfragmente des ursprünglichen “Vintage-Rochetts” vorlagen, erstellte die Studentin und gelernte Schneiderin Sarah Harder anhand alter Fotografien ein entsprechendes Schnittmuster und nähte das Gewand, welches im nächsten Schritt gräulich eingefärbt werden konnte. Es wurde ein Farbton gewählt, der sich an Entstehungs- und Zwischenzustand orientiert, sich jedoch gleichzeitig davon abhebt und somit die Objektbiografie berücksichtigt/verdeutlicht, statt einen früheren Zustand komplett imitieren zu wollen.

“Teamwork makes the dream work”

Insgesamt lag die größte Herausforderung dieses Projekts in der Vermittlung und Gratwanderung zwischen verschiedenen konservatorischen Werten und "Motivations-Facetten". Es wurde eine Strategie gewählt, die möglichst viele dieser Aspekte vereinen soll und in jeder Maßnahme einen Kompromiss anstrebt. Neben dem zweifellosen Vorteil des “Skill-Sharings” soll daher auch der emotionale und mentale Wert dieser Gemeinschaftsarbeit betont werden, dank der sich die vielfältigen ethischen und technischen Problemstellungen immer wieder diskutieren und leichter lösen ließen. Bereits In der Konzeptentwicklung waren die Lehrbeauftragten und Studierenden der gesamten Fakultät sowie viele externe Expert*innen involviert. Es scheint somit umso passender, dass das Projekt dank großer Unterstützung der Lehrenden und Studierenden des TAFs sowie der Stiftung “HIC TERMINUS HAERET – Il Giardino di Daniel Spoerri”– in Gemeinschaft – abgeschlossen werden konnte.   

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