Restaurierung einer Zeichnung aus der Sammlung Henkel
Rissverklebung an einem brüchigen Holzschliffpapier
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Studienprojekt auf einen Blick
Kategorie | Beschreibung |
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Projekt | BA-Thesis 2020: Restaurierung einer Zeichnung aus der Sammlung Henkel |
Leitung | Prof. Dr. Andrea Pataki-Hundt |
Studienrichtung | Schriftgut, Grafik, Fotografie und Buchmalerei |
Beteiligte | Hannah Tabea Harney, B.A. |
Betreuung | 1. Betreuerin: Marlen Börngen, M.A. |
2. Betreuer: Bert Jacek, Dipl.-Rest. (FH), M.A. | |
Projektpartner | Sammlung Henkel |
Laufzeit | 2020 |
Impressionen vom Studienprojekt
Detailansicht der Zeichnung nach der Verklebung und der Retusche der Risse. Die Grafik weist nach der Restaurierung ein optisch stimmiges Gesamtbild auf. (Bild: TH Koeln - CICS - Hannah Tabea Harney)
Im Rahmen einer Bachelorarbeit wurde eine großformatige Kohlezeichnung des Künstlers Glenn Gibbs aus dem Jahr 1986 restauriert. Die Zeichnung aus der Sammlung Henkel war durch ein auf der Rückseite befestigtes Nassklebeband direkt auf das Glas des Rahmens montiert, wodurch Spannungen im Papier entstanden sind. Die Zeichnung stand jahrelang in direktem Kontakt mit einem säurehaltigen Rückwandkarton und weist einen Lichtschaden auf. Im abgebauten Papier sind zwei große Risse entlang der Montierung sowie im Zeichenbild entstanden, die das optische Erscheinungsbild und die Stabilität des Bildträgers stark beeinträchtigten. Schwerpunkt der Restaurierung war die Verklebung der kurzfaserigen und abgeriebenen Risskanten, die besondere Ansprüche an die Verklebetechnik stellten.
Fragestellung
Aufgrund der minderwertigen Qualität des Papierträgers und der unsachgemäßen Montierung weist die Zeichnung zwei große Risse auf. Die Bruchkanten der Risse sind abgebaut und extrem kurzfaserig. Zusätzlich erschwert die Wasserempfindlichkeit des Papiers die Rissschließung und eine Hinterklebung mit Japanpapier. Es sollte eine Auftragsmethode gefunden werden, die das präzise Aufbringen einer geringen Menge Bindemittel ermöglicht und eine Alternative für die Verklebung wasserempfindlicher Objekte darstellt. Da das Mikrodosiergerät in der Gemälderestaurierung erprobt ist und eine geringe Dosierung sowie eine präzise Applikation ermöglicht, sollte untersucht werden, ob es ein geeignetes Werkzeug für eine stabile Rissverklebung bei stark abgebauten Objekten darstellt.
Testreihe
In der Testreihe wurde die Belastbarkeit von Rissverklebungen bei holzschliffhaltigen Probepapieren untersucht. Dabei wurde durch Zugversuche die maximale Kraft ermittelt, die zum Bruch der Verklebungen führt. Die Verklebungen erfolgten mit einem Pinsel und dem Mikrodosiergerät. Zudem wurden die optischen Eigenschaften der Verklebungen evaluiert, um die Anwendbarkeit am Objekt zu überprüfen. Es wurden fünf unterschiedliche Klebstoffe der Papierrestaurierung für die Rissverklebung getestet und verglichen: Weizenstärkekleister, Lascaux 498 HV, Klucel G, Tylose MH 300, und Methocel A4M. Das beste Ergebnis bezüglich der Höchstzugbelastung und der optischen Erscheinung erzielte ein trockener Weizenstärkekleister (10 %), der mit dem Pinsel verarbeitet wurde. Das Mikrodosiergerät erwies sich angesichts der Empfindlichkeit des Papiers der Zeichnung als nicht anwendbar, da das Tropfen der Dosiernadel eine gleichmäßige Applikation erschwerte.
Maßnahmen
Zur Abnahme des gummierten Klebebandes wurde eine 10 %ige Gel-Kompresse (MH 30.000) verwendet. Die Klebstoffrückstände führten zu leichten Verwerfungen am Rand der Zeichnung und wurden durch ein chemisches Trockengel mit einem hohen Retentionsvermögen reduziert. Da sich die Risskanten durch die eingebrachte Feuchtigkeit nicht mehr passgenau aneinanderfügen ließen, wurde das Objekt partiell sowie ganzflächig mit Gore-Tex-Kompressen befeuchtet. Die Rissverklebung erfolgte mittels Pinsel und trockenem Weizenstärkekleister (10 %). Zusätzlich war teilweise eine Hinterklebung der Risse mit dünnem Japanpapier in besonders beanspruchten und fragilen Bereichen nötig, um eine langfristige stabile Verbindung der Risskanten zu erzielen. Fehlstellen innerhalb der Zeichnung wurden mit einem Kohlestift retuschiert, um das optische Erscheinungsbild zu beruhigen.
Kooperationspartner
Ein großer Dank geht an die Sammlung Henkel für die Bereitstellung der Objekte und an die Ansprechpartner Frau Marianne Stüttgen-Neumann und Herrn Prof. Dr. Gunnar Heydenreich für die Unterstützung.
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Juni 2020