Cologne Institute of Conservation Sciences

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Prof. Dr. Andrea Renate Pataki-Hundt

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Bert Jacek

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Konservierung und Restaurierung von zwei Lederfragmenten

Glättung und Konditionierung von verworfenem Leder

Studienprojekt auf einen Blick

Kategorie Beschreibung
Projekt BA-Thesis 2023: Konservierung und Restaurierung von zwei Lederfragmenten
Leitung Prof. Dr. Andrea Pataki-Hundt
Studienrichtung Schriftgut, Grafik, Fotografie und Buchmalerei
Beteiligte Celina Zenker, B.A.
Betreuung 1. Betreuer: Prof. Dr. Andrea Pataki-Hundt
2. Betreuerin: Bert Jacek, Dipl.-Rest. (FH), M.A.
Projektpartner Dipl. Rest. Andreas Hoppenrath
Laufzeit 2023

In Vergessenheit geratene Kunst- und Kulturgutgüter können einer RestauratorIn des Öfteren in die Hände fallen. So ist es nicht unüblich, dass Kunst- und Kulturgüter infolge von Platzmangel oder gar aufgrund einer geringen Wertschätzung von Kunst entsorgt werden. Mit jener Entsorgung geht oftmals eine unsachgemäße Aufbewahrung einher, durch welche Schadensbilder entstehen, die einer umfangreichen Untersuchung und Behandlung bedürfen. Eine fehlende Wertschätzung erlitten die im Zuge dieser Arbeit behandelten Objekte, welche ein ähnliches Schadensbild sowie eine ähnliche Beschaffenheit aufweisen.

Objektdarstellung
Hier handelte es sich um zwei Lederfragmente, welche aus unbekannten Gründen in einem Schuttcontainer aufgefunden wurden. Dem Motiv nach ist das eine durch seine figürliche Szene und der Aufmachung dieser auf ein Lederantependium  aus dem 17. oder 18. Jahrhundert zu verorten (Objekt eins), wohingegen das andere als Goldledertapeten Karré des 18. Jahrhunderts  (Objekt zwei) einzuordnen wäre. Beide Objekte weisen eine starke Deformation auf, welche durch die ungeschützte Umgebung und den dadurch ausgesetzten Umwelteinflüssen resultiert. Aufgrund einer Reliefprägung, welche das Zweite dominieren, als auch die unzähligen Punzierungen auf dem ersten Objekt, stellte eine vollflächige Glättung durch Beschwerung keine Option dar.

Probenreihe Glättung der Deformation
Im Rahmen der Arbeit wurde eine Testreihe angelegt, welche zur Evaluierung eines geeigneten Verfahrens für das Glätten eines gefassten Lederobjektes, mit einer Prägung, dienen sollte. Um die Probekörper so objektnah wie möglich zu gestalten, wurde ein vegetabil gegerbtes Schafsleder gewählt. Um das Probenleder an das degradierte Leder der Objekte heranzuführen, wurde dieses in zwei Schritten behandelt. Die Proben wurden auf 5 x 6 cm große Stücke zugeschnitten und mit einer Form in einem feuchten Zustand in der Stockpresse geprägt. Infolgedessen wurde das Leder in angereichertes Wasser mit Magnesium und Calcium, welches mit Hilfe von Ammoniak auf einen pH-Wert von 11 eingestellt wurde, gelegt. Zudem wurde das Leder für 7 Tage in den Ofen bei 120°C gealtert. Durch den letzten Prozess wird dem Leder Feuchtigkeit entzogen.
Um einen Dimensionsverlust des Reliefs ermitteln zu können, wird ein 3D Scanner genutzt. Es wurden vier übliche Glättungsmethoden getestet. Das Glätten in der Stockpresse als Extrembeispiel, eine Glättung in einem Zedernholzrahmen, eine Glättung mit Gore-Tex-Kompressen und eine Glättung in einer Befeuchtungskammer. Die Glättung in der Stockpresse verlief in einem leicht angefeuchteten Zustand. Die Stockpresse wurde einmal zugedreht und sofort wieder geöffnet. Die Proben trockneten unter leichter Beschwerung. Die Proben, welche mit der Gore-Tex-Kompresse beprobt wurden, verweilten in der Glättung für 6 Stunden und wurden dann leicht beschwert trocknen gelassen. Die Proben in dem Zedernholzrahmen verweilten 16 Stunden unter leichtem Beschweren des Objektes bei 80% Luftfeuchtigkeit und 24°C in der Kammer und wurden danach zum Trocknen leicht beschwert. Die Proben in der Befeuchtungskammer wiederum wurden in einem Spannsystem eingespannt und 3 Stunden lang bei 90 % Luftfeuchtigkeit und 20°C befeuchtet. Danach wurden die Proben 15 Stunden in der Kammer gelassen, damit sie sich langsam an das Raumklima anpassen konnten. Die Proben trockneten ebenfalls unter leichter Beschwerung.

Auswertung und Umsetzung
Die ausgeführten 3D Scans der Proben wurden mit Hilfe zwei verschiedener Methoden ausgewertet. Zum einen wurde ein Querschnitt der aufeinander gelegten Proben genommen. Hier war es möglich, die Abstände der übereinander liegenden Objekte auszumessen. Der Scan wurde in einem Maßstab von Eins-zu-Eins gemessen und übertragen. Für die Messmethode wurde im Schnitt von der geschätzten niedrigsten Stelle und von der geschätzten höchsten Stelle ein Maß genommen. Die zweite Messmethode zeigt zum anderen die übereinander gelegten Scans der Proben aus der Draufsicht. In diesem Fall wird eine Farbscala verwendet, um die Höhenunterschiede des Reliefs zu verdeutlichen. In dieser Methode wird der Höhenunterschied von 1mm bis zu -1mm in einer farblichen Skala angezeigt. Die Messungen sind eindeutig ausgefallen. Die Methode der Glättung in einer Befeuchtungskammer (Lascauxkammer), in einem Spannrahmen und die Glättung mit Gore-Tex-Kompressen erzielten in der Testreihe gute Ergebnisse. Folglich wurden diese beiden Methoden für die Durchführung der Konditionierung und Glättung der Objekte in Betracht gezogen und durchgeführt. Die Ergebnisse waren sehr erfolgreich und zufriedenstellend.

August 2023

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