Einbandrestaurierung eines Naumburger Chorbuches
Begradigung der Holzdeckel mittels der Sverzatura-Technik
Studienprojekt auf einen Blick
Kategorie | Beschreibung |
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Projekt | BA-Thesis 2019: Einbandrestaurierung eines Naumburger Chorbuches |
Leitung | Prof. Dr. Andrea Pataki-Hundt |
Studienrichtung | Schriftgut, Grafik, Fotografie und Buchmalerei |
Beteiligte | Maike Linden, B.A. |
Betreuung | 1. Betreuerin: Prof. Dr. Andrea Pataki-Hundt |
2. Betreuer: Bert Jacek, Dipl.-Rest. (FH), M.A. | |
Projektpartner | Vereinigte Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz |
Dr. Holger Kunde, Jochen Säckl | |
Laufzeit | 2019 |
Impressionen vom Studienprojekt
Röntgenaufnahme des Deckels. Die rot markierten Bereiche zeigen die Bretter, die für die Deformation verantwortlich sind. (Bild: TH Koeln - CICS - Maike Linden)
Bei dem hier beschriebenen Objekt handelt es sich um eine von insgesamt acht großformatigen Pergamenthandschriften aus dem 16. Jahrhundert. Durch jahrhundertelange Nutzung und die Beschaffenheiten der verwendeten Materialien ist die Benutzbarkeit des Chorbuches stark eingeschränkt. Beide Holzdeckel weisen eine starke konvexe Verformung auf, hinzu kommt eine Deformation des Pergamentbuchblocks. Diese beiden Faktoren verhindern, dass sich das Buch schließen lässt, ohne dabei weiter beschädigt zu werden. Um die Benutzbarkeit und die Funktion des Objektes wiederherzustellen, sollen die Holzdeckel begradigt werden.
Grundproblematik
Hauptproblematik ist die konvexe Verformung der Holzdeckel. Diese wird durch die Konstruktion der Deckel verursacht. Die Deckel bestehen jeweils aus vier miteinander verleimten, horizontal angeordneten Brettern, sowie links und rechts jeweils einem senkrecht verleimten Brett. Diese beiden Bretter haben eine andere Faserrichtung als die waagerechten und verhindern dadurch, dass sich die Deckel auf ihr Umgebungsklima einstellen können, was schließlich zu der starken Verwerfung der Deckel führte.
Ein weiteres Problem ist, dass eine Begradigung durch wenig invasive Vorgehensweisen bei diesem Objekt nicht möglich ist. Durch das Einbringen von Feuchtigkeit kommt es zu Ausblühungen des Leders und zur Oxidation der Metallbeschläge. Aus diesem Grund wurde sich dazu entschieden, die Sverzatura-Technik zur Begradigung anzuwenden.
Testen verschiedener Füllmaterialien
Durch eine Testreihe sollte ein geeignetes Füllmaterial für das Chorbuch gefunden werden. Dazu wurden in Probekörper, bestehend aus verformten Buchenbrettern, Schlitze in regelmäßigen Abständen über die gesamte Breite eingesägt, wie es für die Sverzatura-Technik üblich ist. Mit Schraubzwingen konnten die Bretter in eine begradigte Position gebracht werden, sodass die verschiedenen Füllmaterialien in die Schlitze eingebracht werden konnten. Es handelte sich bei den getesteten Materialen um Carbonfaser, Glasfaser und Heftzwirn, jeweils eingebracht mit Fischleim, sowie um einen Holzkitt. Nach dem Trocknen wurden die Probekörper klimatisiert, um die Stabilität der Füllungen zu testen.Am besten geeignet war Heftzwirn. Dieser war nach der Klimatisierung genauso stabil wie vorher. Außerdem ließ er sich gut in jeden Bereich der Schlitze einarbeiten.
Maßnahmen am Objekt
Aus zeitlichen Gründen wurde zunächst nur der Rückdeckel bearbeitet. Bevor die Sverzatura-Technik am Objekt durchgeführt werden konnte, mussten die Pergamentspiegel vom Holz gelöst werden. Dies wurde mit Hilfe einer Gore-Tex-Kompresse und Wärme gemacht. Anschließend wurden die Schlitze eingesägt. Dabei wurden die Schlitze nicht, wie sonst üblich, über die gesamte Breite des Objektes angefertigt. Das Holz wurde nur dort eingesägt, wo sich die senkrecht verleimten Bretter befinden, welche für die Verformung der Deckel verantwortlich sind, um möglichst wenig Originalsubstanz zu verlieren. Nach dem Sägen wurde das Holz mit einer Gore-Tex-Kompresse befeuchtet, damit es mit Schraubzwingen besser in eine begradigte Position gebracht werden konnte. Abschließend wurde der Heftzwirn mit Fischleim in die Schlitze eingebracht. Insgesamt konnte die Verformung um 65% reduziert werden.
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Juni 2019