Von der Zeit vergessen
Ein Dachbodenfund historischer Fotografien aus der Burg Schwalbach
Studienprojekt auf einen Blick
Kategorie | Beschreibung |
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Projekt II | BA-Projekt 2025: Vertiefung Fotorestaurierung, 5. Fachsemester |
Leitung | Bert Jacek, M.A. |
Studienrichtung | Schriftgut, Grafik, Buchmalerei und Fotografie |
Ausführende | Ronda Hansen, Clara Herzog, Antonia Lenz, Antonia Maaz, Marlin Menkel, Arien Michalk, Filomena Speck, Sophia Vogler |
Betreuung | 1. Betreuerin: Marlen Börngen, MA |
2. Betreuer: Andrea Pataki-Hundt | |
Laufzeit | WS 2024/2025 |
Impressionen vom Studienprojekt

Gesamtansicht, recto, der Fotografie des Bodenfundes, nach der Restaurierung (Bild: F Speck, TH Köln)

Detailansicht, recto, der Fotografie des Bodenfundes, linke untere Ecke (Bild: F Speck, TH Köln)

Detailansicht, recto, der Fotografie des Bodenfundes, rechter Rand, Schemenhaft sind Personen sichtbar (Bild: F Speck, TH Köln)
Im Wintersemester 2024/2025 war die Restaurierung historischer Fotografien aus der Burg Schwalbach ein zentrales Thema für die Studienrichtung Konservierung und Restaurierung von Schriftgut, Grafik, Buchmalerei und Fotografie. Bei Bauarbeiten in der Burg wurden diese Fotografien entdeckt, verborgen auf einem ungenutzten Dachboden. Beim Abriss des Daches des Pächterhauses der Burg fand die Bauleitung die Fotos zwischen Schmutz und Tierausscheidungen. Aufgrund der vorgefundenen Situation wird vermutet, dass die Objekte jahrzehntelang an dieser Stelle des Dachwerks lagen.
Zustand
Der Fund, bestehend aus Kollodium-, Albumin- und Silbergelatine-Fotografien, brachte mehrere Herausforderungen mit sich. Jahrzehntelanges Liegen der Fotografien auf dem Dachboden hatte diese in einem desolaten Zustand hinterlassen. Extreme Verschmutzungen, Schimmelschäden, Risse, Kratzer, Verfärbungen, Fraßspuren, Ablösungen vom Träger und Fehlstellen in der Bildschicht und im Papierträger prägten den Zustand. Es war teilweise nur wenig bis gar nichts mehr vom Bildmotiv zu erkennen. Vorrangiges Ziel der Restaurierung war es, weitere Bildinformationen zu gewinnen, die für die Ortsgeschichte und auch als frühe fotografische Dokumente der Burgruine interessant sein könnten.
Sichtbarmachung von Bildinformationen
Dank innovativer strahlentechnischer Methoden konnten verborgene Details auf historischen Fotografien wieder ans Licht gebracht werden. Im Rahmen des Projekts kamen Multispektralaufnahmen mit Bandpassfiltern und der Osiris-Infrarot-Kamera zum Einsatz, Insgesamt wurden ein Spektralbereich von 320 – 1.900 nm betrachtet. Während die Infrarotaufnahmen keine neuen Bildinformationen offenbarten, lieferten die UV-Aufnahmen beeindruckende Ergebnisse. Besonders spannend: Bei einem Foto traten im linken Bildbereich, der als verloren galt, durch die UV-Aufnahmen unerwartet Bildinformationen zutage. Auch wenn diese mit dem bloßen Auge kaum erkennbar sind, enthüllten die Aufnahmen Personen und Details, die zuvor verborgen waren. Gleichzeitig wurden Schäden wie Schwemmränder durch die Untersuchungen noch deutlicher sichtbar.
Restaurierung
Um die Fotografien zu restaurieren, wurde ein sorgfältiger Reinigungsprozess durchgeführt. Dieser begann mit einer Trockenreinigung durch Feinstrahlen mit Arbocel-Fasern, um den groben Schmutz zu entfernen. Festsitzender Schmutz wurde mit einem stumpfen Skalpell und Pinsel unter dem Mikroskop behutsam abgetragen, um die empfindliche Oberfläche zu schützen. Bei einigen Fotos kam eine feuchte Reinigung mit einem Alkohol-Wassergemisch zum Einsatz. Diese Methode reduzierte den Wasseranteil, minimierte damit das Risiko von Wasserrändern und schützte die empfindlichen Fotoemulsionen.
Risse in den Fotos wurden durch behutsames Befeuchten entspannt und anschließend verklebt. Nach dem Beschweren und Trocknen wurde zur Stabilisierung Japanpapier auf die Rückseite der Risse aufgeklebt. Bei einigen Fotografien standen ganze Schollen der Bildschicht hoch, was eine Festigung notwendig machte. Dies erfolgte unter dem Mikroskop, indem dünnflüssiger Klebstoff mit einem feinen Pinsel unter die Schollen aufgetragen wurde. Fehlstellen wurden mit Japanpapier ergänzt und anschließend mit Aquarellfarbe dezent retuschiert.
Durch die Reinigung der Fotografien und besonders durch die strahlentechnischen Untersuchungen war es möglich, Bildinformationen wieder sichtbar zu machen, die längst verloren geglaubt waren.
Juli 2025