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Niklas Underwood

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Dom zu Speyer – Eine Exkursion mit vielseitigen Einblicken in Bau- und Restaurierungsgeschichte

Die Studienrichtung WSG besuchte im Juni 2025 den Dom zu Speyer. Wolfgang Franz, Dom- und Diözesankonservator, erläuterte vor Ort die vielschichtige Bau- und Restaurierungsgeschichte. Anschließend wurde die größte noch in situ erhaltene Wandmalerei von Johann B. Schraudolph besichtigt, die aktuell von Studentin Anne Lackner im Rahmen ihrer Diplomarbeit restauratorisch untersucht wurde.



Domführung

Vor Ort wurde die Exkursionsgruppe von Wolfgang Franz, dem Dom- und Diözesankonservator freundlich empfangen. Herr Franz führte die Gruppe zunächst vor die südliche Außenfassade des Doms, um am Beispiel verschiedener Spuren am Mauerwerk einen historischen Überblick zu den verschiedenen Bau- und Umgestaltungsphasen des Doms zu geben. 

Der Baubeginn des Doms liegt zwischen 1025 bis 1030 unter Kaiser Konrad II. Die erste Bauphase, auch „Speyer 1“ genannt, dauerte bis zur Weihe 1061 an. Herr Franz erklärte, wie diese Bauphase bis heute am Mauerwerk ablesbar geblieben ist und wies die Studierenden in diesem Zusammenhang auf kleinere Bausteine mit ungeordnetem Versatz am Langhaus hin. Ab 1082 folgte eine zweite Bauphase „Speyer 2“ unter Kaiser Heinrich IV., während derer der Dom umgebaut und erweitert wurde. 1106 galt der Dom als fertiggestellt. Im 19. Jahrhundert fand durch Ludwig I. von Bayern eine sehr prägende Umbauphase statt, bei welcher auch der Westbau im neoromanischen Stil neu errichtet wurde. Dieser hebt sich vom Rest des Baus durch seine passgenaue Steinarbeit und einen nahezu fugenfreien Steinversatz hervor.

Nach der eindrucksvollen Begutachtung der Außenfassade, führte Herr Franz die Exkursionsgruppe zunächst in die kürzlich restaurierte Eingangshalle im Westbau. Hier erläuterte Herr Franz unter anderem die Reinigungsmaßnahmen an der Raumschale und dem Skulpturenprogramm. Dabei sprach er auch über die durchgeführte Laserreinigung zur Entfernung der dunklen Gipskrusten auf den Steinoberflächen. Besonders eindrücklich wurden seine Ausführungen, da er die Studierenden auf eine versteckte Referenzfläche unter dem Fuß einer Skulptur hinwies, an der die ungereinigte Oberfläche belassen und damit der Vorzustand dokumentiert worden ist.

Im Innenraum des Doms sprach Herr Franz vor allem auch über die große Sanierungsphase im Vorfeld der 900-Jahr-Feier im Jahr 1961. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die bis dato prägende Umgestaltung der Innenraumschale des Doms durch König Ludwig I. von Bayern in Auftrag gegeben. Die Künstler Johann Baptist von Schraudolph und Joseph Anton Schwarzmann schufen zwischen 1846 und 1853 an den Innenwänden ein umfangreiches Bildprogramm im Stil der Nazarener. Schon kurz nach der Fertigstellung regte sich Kritik am Stil der Malereien, aber auch die umfangreichen Eingriffe in die romanische Bausubstanz zur Vorbereitung der Wandflächen für die Malereien waren etwa ein Jahrhundert später Grund für die Rückführung auf den vermeintlich romanischen Ursprung. Die Wandbilder wurde in den 1950er Jahren größtenteils im Strappo-Verfahren abgenommen und dekorative Elemente samt Putz vollständig abgeschlagen. Einige der abgenommenen Wandmalereien können heute im Kaisersaal des Doms besichtigt werden.

An den ehemals putztragenden Steinoberflächen sind die Bearbeitungsspuren für den Putzauftrag heute deutlich ablesbar, aber auch weitere interessante Details können bei genauerer Betrachtung der Oberflächen entdeckt werden. So zeigte Herr Franz im nördlichen Querhaus ein unvollendetes Ornament, anhand dessen er die einzelnen Schritte der Steinbearbeitung erläuterte.


Gerüstbegehung

Im Anschluss an die Domführung bot sich die einmalige Gelegenheit die größte noch in situ erhaltene Wandmalerei über dem Eingangsportal aus nächster Nähe zu besichtigen. Neben dem Marienzyklus an den Innenwänden des Mittelschiffs zählt das Votivbild über dem Eingangsportal zu den einzigen noch erhaltenen Zeugnissen der malerischen Ausgestaltung des Doms.

Die Malerei ist derzeit eingerüstet und wird im Rahmen ihrer Diplomarbeit von Anne Lackner, einer Studentin des Studiengangs Restaurierung an der Hochschule für Bildende Kunst Dresden, untersucht. Bei der Malerei handelt es sich um eine Mischtechnik aus Fresko und Seccomalerei mit einem in Öltechnik vergoldetem Hintergrund. Während der Gerüstbegehung informierte Frau Lackner über den historischen Kontext, die verwendeten Maltechniken, sowie über die vorliegenden Schadensmechanismen an der Wandmalerei. Zudem erläuterte sie das Konservierungs- und Restaurierungskonzept anhand von angelegten Musterflächen.

Im Rahmen ihrer Diplomarbeit entwickelt Frau Lackner ein Konservierungs- und Restaurierungskonzept, mit dem Ziel, den gefährdeten Bestand der Wandermalerei langfristig zu erhalten. Zur Erprobung der Durchführbarkeit der erarbeiteten Maßnahmen und zur flächigen Umsetzung des Konzepts bearbeitete die Studentin zum Zeitpunkt des Besuchs gerade zwei Musterflächen. Dabei wurden für die zu bearbeitenden Fragestellungen repräsentative Bereiche ausgewählt. Beispielsweise wurden im Bereich der Quadermalerei sich wölbende Putzschichten hinterfüllt. Außerdem wurde die Vorgehensweise zur Reduzierung nachträglicher Übermalungen im Bereich des Mantels der thronenden Maria erprobt. Weitere Schritte, wie eine chemische Umwandlung der Gipskrusten und die Integration von Fehlstellen waren zum Zeitpunkt des Besuchs noch in Planung, wurden von Frau Lackner aber ebenso thematisiert und intensiv mit den Studierenden besprochen. 

September 2025

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