Dual-Spektral-Arbeiten des Künstlers Markus Oehlen - Umgang mit gealterten Selbstklebebändern
Im Rahmen einer Depotbegehung im Kunstmuseum Bonn fiel auf, dass fünf dort aufbewahrte Werke des Künstlers Markus Oehlen (*1956) erhebliche Veränderungen aufwiesen. Bei den 1979/80 entstandenen großformatigen Papier-Arbeiten handelt es sich um Dual-Spektral-Kopien. Dieses Kopierverfahren wurde etwa 1963 bis 1972 angewendet.
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Studienprojekt auf einen Blick
Kategorie | Beschreibung |
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Projekt | Die Restaurierung von Dual-Spektral-Arbeiten des Künstlers Markus Oehlen - Umgang mit gealterten Selbstklebebändern |
Leitung | Prof. Dr. Andrea Pataki-Hundt |
Studienrichtung | Schriftgut, Grafik, Fotografie und Buchmalerei |
Beteiligte | Theresa Frey |
Betreuung | 1. Betreuerin: Marlen Börngen, M.A. |
2. Betreuerin: Prof. Dr. Andrea Pataki-Hundt | |
Projektpartner | Kunstmuseum Bonn |
Laufzeit | 2019 |
Impressionen vom Studienprojekt
Abnahme der Selbstklebeband-Träger mithilfe eines temperaturregulierbaren Heizspatels (Bild: Nicole Nowak (Kunstmuseum Bonn))
Die Arbeiten sind aus jeweils 12 beziehungsweise 15 Einzelblättern zusammengesetzt und mit verschiedenen Selbstklebebändern aneinander montiert. Die Klebebänder haben sich im Laufe ihrer Alterung unterschiedlich stark verändert und zum Teil zu deutlich sichtbaren Verbräunungen auf den Vorderseiten der Objekte geführt. Das beeinträchtigt nicht nur den optischen Gesamteindruck der Kunstwerke, sondern stellt zugleich auch eine ernstzunehmende Substanzschädigung dar.
Ziel und Konzept
Der sich aus dem vorgefundenen Schadensbild ableitende Handlungsbedarf war Ausgangspunkt des Bachelorprojekts. Ziel war es, ein Restaurierungskonzept zu entwickeln, dass sowohl den konservatorischen Ansprüchen genügt als auch den Intentionen des Künstlers gerecht wird. Um letzteres zu erreichen, ist dieser im Rahmen eines Interviews befragt worden.
Maßnahmen
Nach einer standardmäßigen Trockenreinigung sind die Klebemassen der Selbstklebebänder mit einem temperaturregulierbaren Heizspatel bei etwa 65° C erweicht worden, so dass die Träger abgenommen werden konnten. Da sich die verbliebende Klebstoffschicht nicht wie erhofft mechanisch mit einem „Crepe Rubber Cement Pick Up“ oder anderen Radiermedien entfernen ließ, sind verschiedene Lösemittel getestet woren, die einerseits den Klebstoff lösen und andererseits mit der Kopie verträglich sein sollten. Nachdem sich die Gruppe der Benzine in den durchgeführten Tests als für beide Parameter am geeignetsten erwiesen hatte, sind alle verbliebenen Klebstoffreste mit einem Benzin des Siedebereichs 100-140 behandelt worden, indem diese in einer Mini-Lösemitteldampfkammer angequollen und anschließend mit einem getränkten Wattestäbchen abgenommen wurden. Für das Wiederzusammenfügen der Einzelblätter sollte ein alterungsbeständiges Material verwendet werden, das der ursprünglichen Optik der Kreppbandstreifen möglichst nahekommt. Da das Kopierpapier sehr dünn ist und vermutlich selbst bei geringem Feuchtigkeitseintrag mit Verwellungen reagiert, ist ein wässrig zu verarbeitender Klebstoff für eine Verklebung eher ungeeignet. Aus diesem Grund ist ein mit Lascaux 498 HV beschichtetes Japanpapier vorbereitet worden, welches wärmeaktivierbar ist. Dieses wurde auf Streifen mit einer Breite von 2,2 cm zugeschnitten, um alle vorigen Klebstoffflächen abzudecken. Die einzelnen Blätter sind mit Gewichten fixiert und die beschichteten Japanpapierstreifen bei circa 70° C mit dem temperaturregulierbaren Heizspatel in ihrer ursprünglichen Reihenfolge aufgebracht worden.
Ergebnis
Das gemeinsam mit dem Künstler und dem Kunstmuseum Bonn erarbeitete Konzept wurde bereits an einer der Arbeiten erprobt und zufriedenstellend umgesetzt. Durch die Abnahme der Selbstklebebänder und den anschließenden Austausch gegen alterungsbeständige Materialien ist einerseits die Hauptschadensquelle von dem Objekt entfernt sowie andererseits dessen zukünftige Haltbarkeit wesentlich verbessert worden.
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Juni 2019