Streitkulturindex für Unternehmen und Organisationen in Deutschland

Das seit 2015 laufende und von der Forschungsstelle Wirtschaftsmediation und Verhandlung initiierte und getragene Forschungsprojekt zielt darauf ab, auf der Grundlage einer in regelmäßigen Zeitabständen branchenübergreifend und deutschlandweit durchgeführten Befragung von Unternehmen und Organisationen die Qualität und Professionalität im Umgang mit Streit und Konflikten inner- und interbetrieblich empirisch zu erfassen, auszuwerten und zu einem hochaggregierten, dynamisch fortgeschriebenen Streitkulturindex zu verdichten. Den Streitkulturindex gibt es in dieser Form erstmalig. Die Befragungen richten sich an Unternehmen des Mittelstandes und Großunternehmen mit Sitz (auch) in Deutschland; aber auch kleinere Unternehmen werden in die Erhebung mit einbezogen Aus den gewonnenen Ergebnissen sollen Strategien und konkrete Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Kommunikation, Konfliktfähigkeit sowie der Unternehmens- und Führungskultur abgeleitet werden. Für die teilnehmenden Unternehmen und Organisationen bietet der Streitkulturindex Vergleichsmaßstäbe und zeigt mögliche Handlungsfelder und Verbesserungspotentiale auf. Die Unternehmen können ihn als wichtiges, zusätzliches Instrument für Ihr unternehmerisches Handeln, insbesondere in den Bereichen Führung, Personalentwicklung, Fort- und Weiterbildung, Change-Management, Unternehmenskultur sowie Strategieentwicklung nutzen. Die Ergebnisse der 2016 und 2018 durchgeführten Streitkulturerhebungen wurden in verdichteter Form veröffentlicht. Die Streitkulturerhebungen stießen auf reges Interesse, insbesondere seitens der Unternehmenspraxis, Industrie- und Handelskammern und der Fachmesse „Zukunft Personal“. Auch verschiedene Medien, wie u.a. das Handelsblatt (vgl. Ausgabe vom17.3.2016) berichteten über die Studie.

Besonders hervorzuheben sind aus den bisherigen Streitkulturerhebungen zwei Erkenntnisse:

  •  Unternehmen sehen insbesondere bei Führungskräften einen großen Handlungsbedarf in der Professionalisierung und Qualifizierung im Umgang mit Konflikten. Sie sind auch bereit, darin zu investieren, insbesondere im Hinblick auf ein einschlägiges Fort- und Weiterbildungsangebot. Besonders hohen Bedarf für die Professionalisierung der Streitkultur und den Umgang mit Konflikten sehen Unternehmen in den Bereichen Organisationsveränderungen und Umstrukturierungen, Unternehmenskultur, Leitbild und Führungsgrundsätze sowie Fort- und Weiterbildung.
  • Mediation wird von Unternehmen stark nachgefragt und hervorragend bewertet. So haben die Hälfte aller Unternehmen schon externe Mediatoren zur Konfliktbearbeitung beauftragt, und über 80 % dieser Unternehmen bewerteten die Arbeit der Mediatoren als gut bis sehr gut. Damit liegt die Zufriedenheit mit Mediatoren wie auch Moderatoren, Supervisoren und Coaches deutlich höher als bei den klassischen Streitbeilegungsprofessionen (Rechtsanwälten, Schlichtern oder Schiedsgericht).

2020 wird die Befragung mit dem Themenschwerpunkt Konflikte im Rahmen von Organisationsentwicklung und Change-Management Prozessen, insbesondere bei der Einführung agiler Arbeitsmethoden, fortgesetzt, diesmal auch unter Einbeziehung von Studierenden des Schwerpunkts Personalmanagement und Arbeitsrecht im Rahmen ihrer Abschlussarbeiten.


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