Markus Mazur - Technische Universität Warschau

Hauptgebäude (Bild: Markus Mazur)

Warschau, Polen - 2015


Hallo Leute!

Ich möchte euch gerne über mein Auslandssemester in Polen, Warschau erzählen.

Ich habe mich für das Sommersemester 2015, an der Politechnika Warszawska (Technische Universität Warschau) beworben. Aufmerksam wurde ich auf Warschau durch eine Ansprache vom Herren Prof. Dick während seiner Vorlesung. Er hat gute Beziehungen nach Warschau, er ist daher auch der erste Ansprechpartner und stets hilfsbereit wenn es Fragen gibt. Durch das International Office wird man zu den Kontaktpersonen in Warschau geleitet. Viele Dokumente müssen gefüllt und zur TU Warschau geschickt werden. Permanenter Kontakt per E-Mail ist Pflicht. Ist alles erledigt kann die kleine Reise nach Warschau beginnen. Warschau ist nur zwei Stunden mit dem Flugzeug entfernt, daher nicht sehr weit. Dort angekommen helfen die Kontaktpersonen in der Uni weiter. Sie geben einem Rat und sagen einem wohin man gehen muss.

Meine Unterkunft war ein Studentenheim, wofür man sich im Vorhinein beworben hat, man aber ohne Probleme ein Platz bekommt. Für den Anfang kann man sich für ein Mentoren Programm anmelden, dadurch wird man von einem Studenten durch die ersten Tage geleitet. Wenn Fragen aufkommen, wovon es zu Beginn reichlich viele gibt, hilft er gerne. Er zeigt einem die Stadt, die Uni, wie die öffentlichen Verkehrsmittel funktionieren und wo es die besten Studentenbars gibt.

Meine Fakultäten waren 'Electrical Engineering' und 'Automotive and Construction Machinery Engineering', was bedeutet, dass es auch erlaubt ist, nicht nur an einer Fakultät zu studieren. Die sind sehr flexibel was das angeht. Für mich war das passend, da man dann weitere Möglichkeiten hat passende Fächer zu finden, welche man sich anrechnen lassen kann. Die erste Woche ist daher noch recht stressig, da man wieder ein paar Dokumente vervollständigen muss. Ist diese um wird man merken wie einem das Semester langsam Spaß macht.

Zu den Vorlesungen möchte ich erwähnen, dass es viele englische Fächer gibt, das liegt daran, dass man sein Studium dort auch komplett auf Englisch absolvieren kann. Ich hatte viele Praktika, was einem den Stoff sehr anschaulich gemacht hat und leicht zu verstehen. Die Dozenten waren alle nett, mit Ihnen konnte man sich gut unterhalten und sie halfen immer. Selbst wenn man Termine nicht einhalten konnte drückten sie noch mal ein Auge zu. Skripte gibt es teilweise, manche Dozenten haben eigene Bücher oder es gibt diese online.

Die Politechnika Warszawska ist recht alt. Seit 1826 gibt es sie, daher sind die Gebäude recht alt, aber renoviert. Das macht die Uni sehr ansehnlich. Die Hörsäle sind teilweise noch mit alten Sitzbänken aus Holz versehen, wo man das Gefühl hat in der Zeit zurückgegangen zu sein. Es sind aber nicht alle Säle so.
Ausstattungsmäßig ist es das gleiche wie in Köln, aber trotzdem, ein ganz anders Gefühl.

Um unter Leute zu kommen empfehle ich, am besten schon bevor ihr nach Warschau kommt, dem Erasmus Student Network (ESN Politechnika Warszawska) auf Facebook zu folgen. Das ist eine Studentenvereinigung, die Erasmusstudenten von Beginn an an die Hand nehmen und Events, Ausflüge sowie Treffen organisieren. Durch diese Events, die fast täglich stattfinden, kommt man in Kontakt mit andern Erasmusstudenten - und es sind viele. Alle sprechen englisch und kommen aus wirklich allen Ländern der Welt. Die Party geht dann meist bis tief in die Nacht.

Das Nachtleben in Warschau ist genauso belebt wie am Tag. In den Studentenvierteln reiht sich eine Bar an die andere, und alles voll mit Studenten. Wenn es um die Preise geht, muss man sagen, dass es dort günstig ist. In einer normalen Bar kostet das Bier 0,5l in der polnischen Währung 8 Zloty was umgerechnet grob 2 € sind (1 € = 4 zloty). Wem das noch zu teuer ist, kann in Clubs wie Park Club oder Remont gehen wo man als Eintritt 10 zl zahlt und von 21- 1 Uhr Freibier hat. Da bleiben keine Wünsche mehr offen. Wem das zu wild wird, kann an Stadtrundtouren mitmachen, sogenannte FreeWalking Tours. Dort gibt es dann einen englisch sprechenden Guide, der über historisches oder über polnische Spezialitäten redet. Man kann sich entscheiden zu welchem Tour-Thema man geht, auf jeden Fall sehr interessant. In Warschau gibt es viele Museen und Ausstellungen. Das Copernicus Science Centre zum Beispiel ist ein Wissenschaftszentrum, wo man Physik Experimente selbständig durchführen kann. Der Gebäudekomplex ist so groß, dass man dort einen guten Nachmittag füllen kann und immer noch nicht alles gesehen hat. Auch eine Tour durch das Nationalstadion von Warschau sollte man sich nicht entgehen lassen oder warum nicht direkt auf ein Spiel. Das Finale der Europa League‘15 wurde dort ausgetragen. Einige Erasmi haben sogar ein Ticket ergattern können.

Wem Warschau frühzeitig zu langweilig wird, was ich mir gar nicht vorstellen kann, sollte reisen. Ich bin in den letzten Tagen meines Erasmus Aufenthaltes nur noch gereist. Ans Meer schwimmen, in den Bergen wandern, wild lebende Bisons an der russischen Grenze beobachten oder ein Partywochenende in einer andere Stadt, alles ist möglich. Mit den Freunden reisen war echt ein Highlight während des Erasmus-Aufenthaltes, und unvergessliche Momente sind sicher.

Wie ich bereits erwähnte, wohnte ich in einem Studentenheim; meines hieß Riviera. Mit der Zeit hat sich herausgestellt, dass es eines der Besten war. Gewohnt habe ich mit zwei weiteren Studenten im Zimmer, mit einem weiteren Zimmer zusammen hatten wir dann einen Gemeinschaftsraum und ein Badezimmer. Was mir nicht so gefallen hat war der Mangel an Privatsphäre. Da sollte man überlegen ob man sich eine Wohnung mietet. Das Studentenheim kostete nur um die 100 €, damit war die Hälfte vom Mobilitätszuschuss aufgebraucht. Natürlich gibt es auch Partys im Studentenheim, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Das Essen in Warschau ist sehr lecker. Wenn man mal nicht kochen möchte, geht man mit Freunden in eines der vielen Restaurants in der Altstadt (Stare Miasto). Dort gibt es viele Spezialitäten, und für jeden ist was dabei. Ich empfehle das Restaurant uSwejka und die Pizzeria am Pl.Narutowicza, mit ihren Specials trumpfen die das Preisleistungsverhältnis. Großzügige Portionen runden das Ganze noch ab. Was ich schade fand war, dass es keine Mensen gab wie in Köln.

Ich empfehle es, macht das Semester in Warschau, wenn ihr noch am Entscheiden seid. Man macht wirklich schöne Erfahrungen und trifft die lustigsten Menschen aus aller Welt. Ich war anfangs nicht sicher ob ich das machen soll, und der ganze Papierkram war dann nicht gerade fördernd. Auch die Ungewissheit ob man da alles versteht, war nicht unbedenklich, was aber im Nachhinein, wie bereits erwähnt, kein Problem war. Die Dozenten sind super hilfsbereit und der Stoff wird gut erklärt. Nun kann ich zurück blicken und sagen, dass es sich gelohnt hat und dass ich noch lange davon erzählen werde. All die ganzen Erfahrungen lassen sich nicht in Worte fassen, eine solche Reizüberflutung gibt es nur bei Erasmus.

Viel Spaß euch in Warschau,
Markus Mazur

Januar 2016


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