Marie Owsianski - Tennessee Tech University

Innenhof RUC (Bild: Marie Owsianski)

Cookeville, Tennessee, USA - 2022


Meine Vorbereitung

Dass ich während des Studiums für ein Semester ins Ausland gehen möchte war für mich eigentlich von Anfang an klar. Deshalb habe ich mich immer mal wieder darüber informiert, Erfahrungsberichte gelesen, mich mit anderen Studierenden, die im Ausland waren, unterhalten etc.. Nach 3 mehr oder weniger sehr durch COVID belasteten Semestern wurde der Wunsch immer größer und so entschied ich mich Anfang des Wintersemesters 2021/22, dass ich nun genauer mit der Planung anfangen wollte. Ab da ging alles auch sehr schnell, da ich mich nach ausführlichen Gesprächen mit Herrn Neuenhofer und Herrn Bartz in sehr kurzer Zeit dazu entschied mich zum Spring Semester 2022 an der Tennessee Technological University in Cookeville zu bewerben.

Der Bewerbungsprozess an sich war sehr angenehm und hat reibungslos funktioniert. Zu den einzureichenden Bewerbungsunterlagen gehörten u.a. ein ausgefüllter Bogen der Tennessee Tech, gewisse Impfnachweise, Sprachnachweise (hier reicht auch ein Abitur in Englisch), Banknachweise etc..
Allerdings würde ich jedem raten, sich etwas mehr Zeit zu lassen, denn es war schon ein ziemlich stressiger Prozess und im Endeffekt habe ich zwei Wochen vor Ausreise mein Visum bekommen. Ende Oktober habe ich mit der Bewerbung begonnen und bin Ende Dezember ausgereist.
Außerdem muss man sich darüber im Klaren sein, dass die Semesterzeiten in den USA anders sind als bei uns in Deutschland bzw. an der TH und deshalb die Semester und Klausuren um das Auslandssemester herum teilweise gut geplant werden müssen.

Meine Ein- und Anreise

Offiziell begann das Spring Semester am 10. Januar, doch den Donnerstag und Freitag zuvor sollte schon eine Orientation für neue internationale Studierende stattfinden. Ich entschied mich dazu, schon Ende Dezember auszureisen und noch eine Woche in Chicago zu verbringen, bevor ich dann Anfang Januar weiter nach Cookeville weitergereist bin.
Die Ankunft war zunächst etwas chaotisch, da die meisten Studierenden noch nicht wieder auf dem Campus waren und ich zudem auch erst recht spät abends angekommen bin. Die supernetten RA´s (Resident Assistents) waren aber glücklicherweise da und haben mich sehr lieb in Empfang genommen und alles Nötige für meine ersten Nächte im Wohnheim geklärt.
Aufgrund starker Unwetter und Schneefälle wurde meine Orientation leider abgesagt. Dennoch haben Andrew und Amy (Mitarbeiter aus dem International Office) trotz allem sehr bei meiner Ankunft geholfen und bei der Organisation der letzten fehlenden Dinge, sowie Studierendenausweis, Meal Plan, etc. geholfen. Beide waren auch zuvor schon per Mail-Kontakt sehr hilfsbereit, was die Kursauswahl, Visumsbeantragung etc. anging.
Die ersten Tage erkundete ich also in Ruhe schon einmal den Campus und Cookeville, bevor es am 10. Januar mit den Vorlesungen losging.

Die Unterkunft

Die meisten internationalen Studierenden wohnen während ihres Aufenthaltes in den Wohnheimen MS Cooper/Pinkerton, dem „International Village“. Ich entschied mich jedoch dazu, in einem anderen Wohnheim zu wohnen, um direkt auch Kontakt zu den Amerikanern zu finden.

Schon in der Vorbereitungsphase läuft die Bewerbung auf einen Wohnheimsplatz über ein Online Portal, in dem man die Wohnheime, in denen man gerne wohnen wollen würde, priorisieren kann. Dadurch wird einem dann ein Platz im Wohnheim zugewiesen. Schlussendlich habe ich in der Jobe Hall gewohnt, direkt neben dem International Village.
I.d.R. sind es Doppelzimmer, wer mag kann sich aber auf ein Einzelzimmer bewerben. In den meisten Wohnheimen sind Duschen und Toiletten auf den Fluren. In New Hall North und New Hall South ist dies anders, denn hier hat jedes Zimmer sein eigenes Badezimmer (Dusche und Toilette).
In jedem Wohnheim gibt es eine Küche, in der gekocht werden kann. Diese ist jedoch auch nur zu bestimmten Zeiten geöffnet. Töpfe, Pfannen, Besteck etc. muss jeder selbst mitbringen und es gibt auch keinen Gemeinschaftskühlschrank.
Alternativ zum selber kochen kann man aus verschiedenen Meal Plans wählen und dann in der Mensa oder bei den anderen Fast-Food-Angeboten essen (dazu später mehr).

Das Studium

Meine Kurse hatte ich schon im Vorhinein gewählt. Hierbei brauchte ich etwas Hilfe, doch Amy aus dem International Office stand mir sehr zur Seite und hat mir hierbei sehr geholfen.
Es gibt eine große Auswahl an Kursen, aus denen man wählen kann. Wer also auch mal in andere Studiengänge hineinschauen möchte hat hier die Chance dies auch problemlos einmal zu tun. Ich entschied mich für einen Englisch Schreibkurs, den dort alle Studierenden belegen müssen, und noch drei Ingenieurfächer.
Das Einzige was man beachten muss ist, dass man 12 CP für das Visum braucht. Diese hat man meiner Erfahrung nach aber recht schnell erreicht.

Das Studium in den USA ist definitiv anders als in Deutschland. Es gibt Anwesenheitspflicht, die definitiv auch ernst genommen werden sollte; es gibt Hausaufgaben, die eingesammelt werden; es gibt (Überraschungs-)Tests und Klausuren während des Semesters. In den meisten Fällen gibt es dann noch eine Abschlussprüfung am Ende des Semesters.
Man trifft demnach das ganze Semester über viele Studierende in der Bibliothek an, und lernt dadurch auch dort einige Leute kennen.

Das Leben auf dem Campus und in Cookeville

Auf dem Campus wird es eigentlich nie langweilig. Wöchentlich finden Veranstaltungen entweder Campusweit (z.B. irgendwelche Feste, oder gemeinsam Football schauen) oder in den Wohnheimen (z.B. Movie night, s´mores night, DIY-Veranstaltungen) statt. Außerdem werden International Events von der Uni organisiert und auch die Riverside Church bietet mehrere Treffen für internationale Studierende während des Semesters an.
Außerdem ist der Sport ein wichtiger Teil des Unilebens in den USA. Je nachdem, wann die Sportarten ihre Saisons haben, kann man sich diese als Studierender kostenlos in den jeweiligen Hallen anschauen und die Teams supporten. Im Spring Semester sind dies hauptsächlich Basketball und Baseball. Wer sportlich selber aktiv sein möchte, für den ist das 'Fit' der Ort. Dort gibt es einen Cardio- und Krafttrainingbereich, eine Basketballhalle, ein Indoor Fußballfeld, Racketball Räume, eine kleine Kletterhalle und einen Swimming Pool. Pro Semester gibt es auch die Intramurals. Dort kann man sich als Team für verschiedene Sportarten anmelden und nimmt so an kleineren „Meisterschaften“ innerhalb der Uni teil.

In Cookeville an sich gibt es nicht so viel zu sehen, bis auf ein paar Einkaufmöglichkeiten, sämtliche Fast-Food-Ketten, einige Bars und ein Kino. Eine typische amerikanische Kleinstadt. Studenten können kostenlos mit dem Bus in Cookeville fahren. Dies dauert meistens aber sehr lange. Allerdings hat so ziemlich jeder amerikanische Student ein eigenes Auto, also kommt man auch so problemlos von A nach B, wenn man seine Freunde fragt.
Auf Grund der Anwesenheitspflicht sind große Trips während des Semesters nicht unbedingt möglich gewesen, bis auf ein paar lange Wochenenden und über Spring Break. Da man im Anschluss an das Semester jedoch noch nicht direkt ausreisen muss, kann man auch dann noch eine größere Reise machen.
An den Wochenenden kann man jedoch auch gut nach Nashville fahren oder eine der vielen Wanderungen zu Wasserfällen u.Ä. in der Gegend von Cookeville machen. Auch hier gilt: es ist einfacher, wenn du jemanden mit Auto kennst.

Das Essen in der Mensa läuft anders ab als an der TH. Man entscheidet sich für einen Meal Plan und kann je nachdem unterschiedlich oft am Tag/in der Woche in der Mensa essen gehen, oder sich bei den Fast-Food-Geschäften Chick-fil-A, Steak ´n Shake (gibt es jetzt nicht mehr), Papa John´s Pizza oder Bros Bagels was zu Essen holen. Wer die Mensa einmal betritt kann sich von den unterschiedlichen Stationen so viel zu essen holen, wie er mag. Ich hatte gegen das Essen nichts einzuwenden, auch wenn sich einiges immer wieder wiederholt, aber das ist an der TH ja auch nicht unbedingt anders.

Mein Fazit

Wer die Chance hat für ein Semester ins Ausland zu gehen, dem kann ich das nur empfehlen. Es ist eine Erfahrung, die man so nicht mehr machen kann. Mit meiner Entscheidung an die Tennessee Tech zu gehen bin ich sehr zufrieden. Die Leute, die ich kennengelernt habe, sind von Tag 1 an alle sehr hilfsbereit und freundlich gewesen. Die Offenheit ist dort eine ganz andere als wie ich es bis dato kannte. Auch aus diesem Grund ist es mir nicht schwer gefallen dort Leute kennen zu lernen. Generell habe ich Leute aus der ganzen Welt kennen gelernt. Ich kann definitiv sagen, dass ich sehr gute Freunde gefunden habe, mit denen ich auch weiterhin in Kontakt bin. Der erste Besuch kam mich nur kurze Zeit später auch schon in Köln besuchen und auch mein nächster USA Besuch ist schon geplant.


September 2022


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