University of British Columbia, Vancouver, Kanada

„Ich habe […] unfassbar viel gesehen und einfach eine großartige Zeit gehabt.“ [Lieven, Matthias]

Wintersemester 2017/18

Vorbereitung

Da es keinen bestehenden Kooperationsvertrag zwischen der TH Köln und der University of British Columbia (UBC) gibt, habe ich mich dort als Freemover beworben. Geholfen hat mir dabei das IEC, eine Organisation, die es sich zur Aufgabe macht Freemovern wie mir die Bewerbung an der gewünschten Universität zu erleichtern. Dies ermöglichte mir eine relativ kurzfristige Bewerbung, die bis zu einem halben Jahr vor Semesterbeginn möglich war. Für eine erfolgreiche Bewerbung benötigte ich einen Nachweis meiner Sprachkenntnisse, den ich in Form des DAAD Tests hier in Köln kostenlos absolvieren konnte. Der Teil der sich als schwierigster herausstellte, war die Kurswahl. Zusammen mit der Bewerbung sollte ich eine Liste von 15 möglichen Kursen abgeben, von denen ich dann drei zugewiesen bekommen sollte. Dann stellte sich aber heraus, dass der Großteil der Kurse im Bereich Bauingenieurwesen für Freemover nicht zugelassen ist, so dass mein Kursangebot drastisch eingeschränkt wurde. So musste ich von meiner ursprünglichen Wahl abweichen und belegte Kurse aus dem Bereich Stadtplanung/Architektur und Ingenieurwesen allgemein.

Als nächstes galt es sich um eine Unterkunft zu kümmern. Da ich unabhängig und uneingeschränkt sein wollte, habe ich mich auf die Suche nach einer eigenen Wohnung gemacht. Da Wohnen in Vancouver generell sehr teuer ist, war das relativ kleine Angebot an bezahlbaren Apartments der riesigen Nachfrage der vielen Studenten nicht gewachsen, so dass ich mich dann dazu entschied bei einer Gastfamilie zu leben.

Nachdem dann auch ein Flug gebucht und alles Weitere geklärt war machte ich mich Ende August also auf den Weg nach Kanada.

"The Nest" - Hauptaufenthaltsgebäude und Treffpunkt der Studenten "The Nest" - Hauptaufenthaltsgebäude und Treffpunkt der Studenten (Bild: Lieven / TH Köln)

Studium

Obwohl ich bereits bei der Bewerbung gemerkt habe, dass die UBC um einiges größer ist als die TH Köln, war ich dennoch überwältigt von der Größe und der Vielfalt an Angeboten auf dem Campus. Dieser hat die Ausmaße einer Kleinstadt mit all seinen Lehrgebäuden, Bibliotheken und Wohngebäuden. Dazu kommen dutzende Coffee Shops, Restaurants, Clubs und Bars, Drogerien, Supermärkte, Banken usw. Es gibt unzählige Sportanlagen, darunter ein eigenes Schwimmbad, und ein riesiges Angebot an studentischen Clubs, so dass jeder Freizeitangebote findet, die seine Interessen aufgreifen. Ein weiteres Highlight ist der Strand, der den Campus an der westlichen Spitze umschließt und an mehreren Stellen des Campus zugänglich ist.

Das Studium selbst erwies sich als deutlich anders als das hier an der TH. Ich belegte drei Kurse die für kanadische Studenten im vierten Jahr ausgelegt sind, was in Deutschland ungefähr dem letzten Bachelorsemester entsprechen würde. An Stelle einer großen Klausur am Ende, musste man sich an der UBC schon während des Semesters in Form von wöchentlichen Assignments mit dem Stoff beschäftigen. Dadurch ist man zwar unter der Woche mehr an den Schreibtisch gebunden, hat dafür aber in den Klausurphasen der Midterms und Finals erheblich weniger Stress und Aufwand als man sonst hätte. Ich persönlich bin mit dem kanadischen System gut klargekommen, und bevorzuge es gegenüber dem hier gängigen sogar, da man sich insgesamt tiefer in die Materie einarbeitet. Das Niveau der Kurse war meinem Empfinden nach etwas niedriger als in Deutschland, aber ich habe dennoch eine ganze Menge gelernt und fachlich mitgenommen. Auch die Tatsache, dass ich nicht unbedingt klassische Bauingenieurfächer belegt habe, erwies sich im Nachhinein fast als Vorteil, weil ich so auch mal einen Blick in andere Interessante Themengebebiete gewonnen habe.

"Burrard Street Bridge" - Blick von Downtown in Richtung der Stadt "Burrard Street Bridge" - Blick von Downtown in Richtung der Stadt (Bild: Lieven / TH Köln)

Leben in Kanada

Kulturelle Unterschiede und den Hang zum Übertriebenen, der den Amerikanern oft nachgesagt wird, bemerkt man vor allem in der Vorweihnachtszeit. Häuserfassaden und Bäume werden in leuchtende Kunstwerke verwandelt und überall läuft Weihnachtsmusik. Diese Verrücktheit der Kanadier und gleichzeitige Offenheit für alles und Jeden versprüht ein einzigartiges Lebensgefühl, was mit Sicherheit auch zur großen touristischen Beliebtheit Vancouvers beiträgt. Die Stadt ist, unter anderem durch ihre Lage an Küste und Gebirge, ein bedeutendes Wirtschaftszentrum, aber auch Zentrum für Kunst und Schauspiel, Industrie und Forschung und besticht mit unglaublicher Lebensqualität. Nachhaltigkeit wird nicht nur auf dem Campus großgeschrieben, denn die ganze Stadt schützt ihre Grünflächen und unzählige Bio-Märkte zeugen von der bewussten Lebensweise der Menschen.

Die unmittelbare Nähe zur Natur ist ein großer Pluspunkt der Stadt. Umgeben von Bergen und Wäldern ist Vancouver der perfekte Ort, um an freien Tagen oder Wochenenden mit Freunden die Natur zu erkunden, Berge zu besteigen oder in Seen zu schwimmen. Dazu hat man sich oft auch mit anderen Austauschstudenten zusammengetan und immer wieder neue Leute kennengelernt. Im Winter wurde das Wetter leider deutlich regnerischer, so dass man nicht mehr ganz so viele Hikes unternehmen konnte. Dafür begann die Skisaison, und so taten wir es den Einheimischen gleich und fuhren nach Whistler oder andere Skigebiete direkt nördlich der Start, um bei unglaublichem Panorama die Pisten runterzufahren.

Zwischenstopp auf dem Weg zum Garibaldi Lake Zwischenstopp auf dem Weg zum Garibaldi Lake (Bild: Lieven / TH Köln)

Fazit

Abschließend kann ich nur sagen, dass ins Ausland zu gehen die beste Entscheidung meines Lebens war. Ich habe sehr viele tolle Leute kennengelernt, neue Freunde gefunden, unfassbar viel gesehen und einfach eine großartige Zeit gehabt.


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