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Politische Bildung und Offene Kinder- und Jugendarbeit in NRW
Forschungsschwerpunkt Nonformale Bildung
TH Köln

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Asmae Harrach-Lasfaghi

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Angewandte Sozialwissenschaften
Institut für Kindheit, Jugend, Familie und Erwachsene (KJFE)

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Doing Offenheit?! Von Momenten der Politik und politischen Momenten in der Jugendarbeit

Der Vortrag von Jennifer Hübner widmet sich eines der zentralen Prinzipien der Kinder- und Jugendarbeit – dem Begriff der Offenheit. Offenheit konfiguriert sich neben bekannten Parametern wie Adressat*innenschaft, Zielstellungen und Angeboten auch durch die Dimensionen Zeit und Raum. Wann darf man wo, was, wieso und wie und was das mit Offenheit zu tun?

Der Vortrag von Jennifer Hübner mit dem Titel: “Doing Offenheit?! Von Momenten der Politik und politischen Momenten in der Jugendarbeit”, widmet sie sich dem Begriff der Offenheit - eines der zentralen Prinzipien der Kinder- und Jugendarbeit.

Offenheit konfiguriert sich neben bekannten Parametern wie Adressat*innenschaft, Zielstellungen und Angeboten auch durch die Dimensionen Zeit und Raum: Wann darf man wo, was, wieso und wie und was hat das mit Offenheit zu tun? Wo wirken (vermeintlich offene) jugendarbeiterische Arrangements politisch und wo eher wie Politik? Unter Rückgriff auf ausgewählte ethnografische Notizen ihrer Forschung wurden diese und andere Impulse auf drei Ebenen exemplarisch diskutiert.

Für die erste Ebene warf Hübner – in Form einer genealogisch-diskursanalytischen Perspektive – einen Blick auf die bisherige Forschungs- und Theorielandschaft von Jugendarbeit. Sie diskutierte raumtheoretische Ansätze und Konzepte, um zu verdeutlichen, dass Jugendarbeit als Ortsgestalterin insbesondere Offenheitspraktiken hervorbringt. Zwei Bereiche können hierfür beispielhaft herangezogen werden: Zum einen der Offene Bereich als Ort (Deinet) und zum anderen die Pädagogik des Öffnens und Schließens (Küstner 2003/ Brüschweiler et al. 2018).

Die zweite Ebene stellte die Relevanz von Offenheit in der Handlungspraxis dar. Das Feld der Offenen Kinder- und Jugendarbeit kann als ein: “Wir sind offen für alle!” charakterisiert werden. Die bekannten Strukturcharakteristika der Niedrigschwelligkeit, Freiwilligkeit und Machtarmut, evozieren zur Umsetzung von Offenheit. Demgegenüber steht eine Praxis von Jugendarbeit, die durch die Festlegung von Altersgruppen, Verboten verfassungsfeindlicher Symbole sowie dem Aussprechen von Hausverboten als institutionalisierte Beschränkungen, dieser Offenheit entgegen.

Schließlich markiert die dritte Ebene eine der zentralen gesellschaftspolitischen Forderungen, dass der Anspruch auf Inklusion in der Fachpolitik eingelöst werden sollte. Kritisch reflektierend poiniert Hübner: „Offenheit birgt den aufgeladenen Charakter eines positiv konnotierten Phantasmas, der auf seine rhetorische Symbolik reflexiv und kritisch geprüft werden sollte […]. [E]her deutungsmachtbesetzte [ ] Erzählungen (Subjektvierungsweisen von Fachkräften).“ (Hübner 2021, S. 377) Diese müssen laut Hübner um empirisch gestützte Fundierungen zur Analyse, Sicherung und Weiterentwicklung von Praxis ergänzt werden.

Das im Rahmen ihrer Dissertation erhobene ethnografische Material stellte sie als Analysefolie unterschiedlicher Dimensionen vor, in der sie systematisierend das Spezifische im Kontext von Offenheit in der Praxis Offener Kinder- und Jugendarbeit darstellt. Es summieren sich unter Offenheit die Begriffe der Zielgruppen, Zielstellungen, dem jeweiligen Bildungsauftrag und den konkreten Angeboten sowie die Dimensionen Räume, Zeit und Organisation. Eine Konkretisierung dieser Begriffe findet sich in unterschiedlichen Dimensionen, die auf “Offen für alle, für alles und durch alles” verweisen.  Offenheit findet sich als Struktur- und Prozessmaxime im Feld der Jugendarbeit wieder und wird in Verbindung zu ausgewählten Konzepten und Diskursen von ihr dargestellt.

Zum Abschluss des Vortrages hat Hübner die Tagungsteilnehmer*innen auf eine visuelle Fotodokumentation einer Einrichtung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit mitgenommen. Die Fotos sind mit Bezug zu den von ihr vorangestellten Dimensionen abschließend kontextualisiert worden. Mit Fokus auf die dort identifizierten Artefakte hat sie eingeladen, diese als Materialisierung von Differenz zu sehen und darüber nachzudenken. Differenz führt zu Ein- und Ausschlüssen in der Praxis von Offener Kinder- und Jugendarbeit, die es mit Bezug auf das Charakteristikum der Offenheit kritisch zu diskutieren gilt. Gleichwohl verweisen diese Bezüge auch auf die politische Natur des Gegebenen bzw. Vorgefundenen, die es zusammen mit den Adressat*innen zu diskutieren gilt. Hierbei kann das Hinterfragen von institutionellen Ordnungen und impliziten oder expliziten Machtverhältnissen eingeordnet werden. 

Zur Person

Jennifer Hübner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin im Bereich Jugendarbeit (Soziale Arbeit) an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin. Ihre Schwerpunkte liegen unter anderem in den Themengebieten: Sozialpädagogik, Jugendarbeit, Demokratiepädagogik, politische Bildung sowie Action Research, rekonstruktive Forschung und Ethnographie.

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