Indoor Farming
Von der Basilikumpflanze auf dem Fensterbrett bis hin zum Algenbioreaktor – das Indoor Farming ist auf vielfältige Weise in den Wohnraum eingezogen. Seit der Jungsteinzeit entwickelte der Mensch die Pflanzenzucht zur Nahrungsmittelerzeugung weiter, hat sich allerdings im Zeitalter der Urbanisierung von den landwirtschaftlichen Produktionsstätten entfernt.
Heute kaufen wir alle Lebensmittel im Supermarkt nebenan. In den letzten Jahren ist ein Wertewandel in der Gesellschaft zu vernehmen, der den Wunsch nach frischen Naturprodukten und einer nachhaltigen Produktion von Lebensmitteln neu entfachte. Längst ist es keine Seltenheit mehr, dass Städter üppige Gemüsebeete auf ihren Balkons anlegen oder über solidarischen Landwirtschaftsprojekte Ackerfläche in Stadtnähe pachten. Durch den Platz- und Zeitmangel ist das Kredo möglichst viel Biomasse auf einer geringen Fläche zu erzeugen und das ohne hohen Pflegeaufwand. So bedienen die Systeme des Indoor Farmings häufig vertikale Flächen, die vermehrt mit Sensorik und Aktorik ausgestattet sind und einen automatisierten Betrieb ermöglichen.
Neben eher einfachen Vertical-Farming-Lösungen wurden vielversprechende Erfolge mit Hydroponikanlagen erzielt. Bei diesem Verfahren werden, anstelle von Erde, inerte Substrate verwendet. Die Wasser- und Nährstoffversorgung wird genau gesteuert und nach Durchlaufen des Systems durch Pumpen wieder bereitgestellt. Daneben gibt es diverse Gewächsschränke, häufig bezeichnet als Smart-Garden- oder Indoor-Garden-Systeme, die als vollautomatische, offene oder geschlossene Geräte den heimischen Kräutergarten automatisiert versorgen. Neue, eher exotische Ansätze, helfen bei der Kultivierung von Pilzen und Algen. Die Algenart Spirulina kann in Bioreaktoren kultiviert und anschließend zum Verzerr weiterverarbeitet werden. Meist wird die Biomasse zu Nahrungsergänzungsmitteln aufbereitet.
Ziel des Green.ING Labs ist es, neue Technologien und Konzepte für das Indoor Farming zu entwickeln und vielversprechende Organismen zu identifizieren. Dadurch wollen wir einen Beitrag zur Nahrungsversorgung der Zukunft leisten. Auch im Hinblick auf den demographischen Wandel könnte das Indoor Farming einen interessanten Ansatz darstellen: Green Care-Farms sind Einrichtungen in denen Demenzpatienten an Green-Care-Tätigkeiten (wie bspw. der Pflege eines Gemüsebeets) teilnehmen. Die Senioren sind auf diese Weise aktiver am Alltagsgeschehen beteiligt und nehmen frequentierter Nahrung und Flüssigkeit zu sich als in konventionellen Einrichtungen.