Siebtes Forschungsforum
Am 21. Januar 2015 hat die Fakultät für Wirtschafts- und Rechtswissenschaften der Fachhochschule Köln zum siebten Mal zum Forschungsforum in die Rotunde eingeladen. Es standen wiederum drei interessante Beiträge aus unterschiedlichen
Forschungsbereichen der Fakultät auf dem Programm. Professor Dr. Christian Rennert,
Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Unternehmensführung, führte als
Moderator durch die Veranstaltung und leitete die wiederum lebhaften Diskussionen zu den
Vorträgen.
Professor Dr. Michaele Völler, Professorin für Unternehmensführung/Strategie und Versicherungsmarketing: "Das Social Media Reifegradmodell - revisited"
Die Digitalisierung unserer Welt schreitet voran. Nicht nur im Privatleben, sondern auch im
Zusammenspiel von Unternehmen und Kunden werden digitale Möglichkeiten mehr und mehr ausgeschöpft. Neben den Weiterentwicklungen in Betrieb und Service (etwa durch Automatisierung, Self-Services und Papierfreiheit) und Risiko Management (etwa durch Predictive Analytics, verbessertes Underwriting und Schadenmanagement) spielt die Digitalisierung des Vertriebs und der Kundenansprache eine wichtige Rolle. So werden mittlerweile soziale Medienvon vielen Unternehmen für den Dialog mit ihren Kunden und Interessenten eingesetzt. Ihre Intensität und ihr Erfolg unterscheiden sich jedoch stark voneinander, sowohl über Branchen als auch einzelne Anbieter hinweg. Das in 2011/2012 am Institut für Versicherungswesen (IVW) entwickelte Social Media Reifegrad-Modell bemisst die Güte der Social Media-Aktivitäten eines Unternehmens auf Basis belastbarer Leistungsindikatoren und verdichtet sie zu einem Social Media-Rating. Mit Hilfe dieses Modells erfolgte im Frühjahr 2012 eine erste Bewertung der Social Media-Reife der deutschen Versicherungsbranche. Eine Folgemessung im Herbst 2012 enthüllte die damals noch sehr verhaltene Dynamik. Im ersten Halbjahr 2015 findet eine erneute Datenerhebung statt, die die weitere Entwicklung der Assekuranz in Social Media über die letzten Jahre beleuchten wird. Im Rahmen Ihres Vortrages „Das Social Media Reifegradmodell – revisited“ stellte Professor Völler nun die Systematik des Social Media-Reife-gradmodells und die wesentlichen Studienergebnisse der ersten beiden Erhebungen vor.
Professor Dr. Thomas Krupp, Professor für Transport- und Verkehrslogistik: „Chemielogistik im Rheinland – Angebot, Nachfrage und Infra-struktur: Ausgewählte Ergebnisse der ChemCologne-Studie”
In Rahmen seines Vortrages „Chemielogistik im Rheinland – Angebot, Nachfrage und Infra-struktur: Ausgewählte Ergebnisse der ChemCologne-Studie” präsentierte Professor Dr. Krupp eine Kurfassung der Ergebnisse eines Forschungsprojektes zur Chemielogistik und gab einen Überblick über aktuelle und geplante Forschungsvorhaben im Bereich Logistik. Im Zeitraum von Juni 2013 bis Februar 2014 wurde die Studie Chemielogistik im Rheinland erstellt. Im Rahmen der empirischen Untersuchung wurden 34 teilstandardisierte Experteninterviews mit Verladern/Produzenten der chemischen Industrie, Chemielogistikern, Chemiestandort-Mana-gern, öffentlichen und privaten Infrastrukturbetreibern sowie Multiplikatoren aus Wirtschaft und Politik im Untersuchungsgebiet (Regierungsbezirk Düsseldorf und Köln) geführt. Erfolgskritische Entwicklungen, welche sich aus der Erhebung mit den Experteninterviews ergeben haben, wurden per standardisiertem Fragebogen weiter konkretisiert und teilweise auch quantifiziert. Professor Dr. Krupp stellte nun die wesentlichen Betrachtungen der Studie vor und gewährte dabei zunächst einen Einblick in die Branchen- und Marktstruktur sowie in die Entwicklung von Angebot und Nachfrage im Bereich Chemielogistik. Abschließend wurden Fragen zur Infra-strukturauslastung diskutiert und Kernaussagen für die öffentliche Hand/Politik, die Unterneh-men der chemischen Industrie/Verlader, die Chemiestandort-Manager und -Betreiber sowie für die Chemielogistikdienstleister abgeleitet.
Professor Dr. Rolf Franken, Professor für Unternehmensführung und Wissensmanagement: Arbeitsplätze für Betriebswirte 2025 – Anforderungen an die betriebswirtschaftliche Ausbildung für morgen“
„Agieren und Gestalten, nicht Reagieren, wenn man schon unter dem Auto liegt“ – In seinem Vortrag „Arbeitsplätze für Betriebswirte 2025 – Anforderungen an die betriebswirtschaftliche Ausbildung für morgen“ diskutierte Professor Dr. Franken die Auswirkungen von technischen und ge-sellschaftlichen Entwicklungen auf die Arbeitswelt, speziell das Management, und entspre-chende Implikationen für die Hochschule als Ausbildungsstätte. Im Mittelpunkt seiner Ausfüh-rungen stand die Integration von digitaler und realer Welt, auch und im Besonderen vor dem Hintergrund der politischen Vision „Industrie 4.0“. Der Begriff Industrie 4.0 steht für die vierte industrielle Revolution, einer neuen Stufe der Organisation und Steuerung der gesamten Wertschöpfungskette über den Lebenszyklus von Produkten. Basis ist die Verfügbarkeit aller relevanten Informationen in Echtzeit durch die Vernetzung aller an der Wertschöpfung beteiligten Instanzen sowie die Fähigkeit, aus den Daten den zu jedem Zeitpunkt optimalen Wertschöp-fungsfluss abzuleiten. Durch die Verbindung von Menschen, Objekten und Systemen entste-hen dynamische, echtzeitoptimierte und selbst organisierende, unternehmensübergreifende Wertschöpfungsnetzwerke, die sich nach unterschiedlichen Kriterien (wie bspw. Kosten, Verfügbarkeit oder Ressourcenverbrauch) optimieren lassen. Anhand von Fallbeispielen zur operativen Planung und Steuerung von betrieblichen Prozessen, zum Outsourcing von Funktionen sowie zur Virtualisierung der Organisation machte Prof. Franken im Rahmen seine Vortrages deutlich, dass im betrieblichen Umfeld regelmäßig neue Aufgaben entstehen und auf neuen Wegen gelöst werden (müssen). Viele betriebswirtschaft-liche Tätigkeiten würden sich aufgrund der neuen Informations- und Kommunikationstechno-logien bereits jetzt anders als bisher lösen lassen. Vor allem würde die Fülle der verfügbaren Informationen über die „Welt“ (z. B. über Kunden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, (neue) Märkte, technische Daten der Produktion, oder gesellschaftliche Veränderungen), verbunden mit den neuen Algorithmen der Verarbeitung dieser Informationen („Big Data“), ein neues Rol-lenverständnis der Unternehmen erfordern. Ziel der Forschungsarbeit sei es daher insbeson-dere, die aktuellen und zukünftigen Entwicklungen im Bereich Digitalisierung in enger Zusam-menarbeit mit (fortschrittlichen) Unternehmen wissenschaftlich zu begleiten und nach gemein-samen Lösungsansätzen für Hochschule und Wirtschaft zu suchen.