Jannik Unland - Universidad Politécnica de Valencia

Altstadt mit Kathedrale (Bild: Jannik Unland)

Valencia, Spanien - 2016


1. Vorbereitung (Planung, Organisation, Bewerbung an der Gasthochschule)

Meine Planungen ein Erasmus Semester zu machen begannen ca. 6 Monate vorher. Nachdem ich mich auf der Internetseite der TH Köln über mögliche Ziele und Austauschmöglichkeiten informiert habe, habe ich mich aus verschiedenen Gründen für Valencia entschieden. Zum einen wollte ich in ein Land gehen, deren Sprache es wert ist zu lernen und zum anderen hatte ich bereits viele positive Erfahrung von anderen Studenten gehört. Das Wetter und die spanische Mentalität waren bei der Entscheidung natürlich auch keine Minuspunkte.

Nachdem ich mich also dann auf meine favorisierte Stadt Valencia eingeschossen hatte, bin ich zum entsprechenden Koordinator meiner Fakultät gegangen. Aufgrund relativ weniger Bewerbungen innerhalb der Fakultät hat mir der Professor dann auch direkt zugesagt und ich konnte mit dem offiziellen Teil der Planung beginnen. Dieser bestand daraus, mir Kurse an meiner Gasthochschule rauszusuchen und diese in das Learning Agreement einzutragen; weiterhin mussten ein paar Formulare im International Office eingereicht werden.

Da die Fakultät der Elektrotechnik an der Politecnica Valencia mindestens ein spanisch Level von A2 einforderte habe ich mich für einen A2 Intensiv Sprachkurs für 2 Wochen am Campus Gandia derselben Universität eingeschrieben. Im Nachhinein gab es Studenten, die auch ohne das geforderte Sprachlevel dort studiert haben (in Spanien lässt sich einfach viel durch ein paar nette Worte regeln), aber dennoch bereue ich nicht, den Intensivkurs gemacht zu haben. Hierzu im nächsten Punkt mehr.

2. Ankunft und Unterkunft

Mit Ryanair ist man für manchmal schon unter 30€ in 2,5 Stunden am Flughafen in Valencia oder, so wie ich, in Alicante. Ich bin nach Alicante geflogen weil mir die Flugzeiten besser passten und die Entfernung zu Gandia in etwa die gleiche ist. In Alicante habe ich dann erst 2 Nächte in einem Hostel verbracht bevor es dann mit dem Fernbus ins ca. 80km entfernte Gandia ging.

Die Unterkunft in Gandia wurde über die Universität vermittelt; es gab 3 verschiedene Unterkünfte in verschiedenen Preisklassen zur Auswahl. Selbstverständlich habe ich mich für die günstigste Unterkunft entschieden, die ca 200 Meter vom Strand entfernt war. Bei 2 Wochen, in denen es keinen Tag unter 35 Grad gab, die absolut richtige Entscheidung. Gandia ist eine mittelgroße Stadt südlich von Valencia und ist unter Spaniern als absoluter Partyort bekannt.

In den zwei Wochen ist man hauptsächlich mit anderen Erasmus Studenten unterwegs, und es fällt sehr leicht, neue Kontakte zu knüpfen, da die Gruppe (ca 150 Studenten vom Sprachlevel A1 bis B2) relativ überschaubar ist. Natürlich ist die Sprache in der außerhalb der Unterrichtsräume kommuniziert wird Englisch. Außerdem gibt es jeden Nachmittag und Abend Programm wie z.B.  Beachvolleyballturniere, Karaoke oder auch die ein oder andere Party.

In Valencia hatte ich mir vorher schon über eine Firma die speziell an Erasmus Studenten vermietet eine Wohnung organisiert. Es gab aber auch Gruppen in Gandia, die mal einen Nachmittag mit dem Zug nach Valencia gefahren sind und sich so eine Wohnung besorgt haben. Generell ist der Wohnungsmarkt in Valencia sehr mieterfreundlich, und man findet eigentlich immer eine günstige und passende Bleibe. Mit meiner Wohnung lief alles sehr unkompliziert und reibungslos ab und ich hatte auch mit meinen Mitbewohnern sehr viel Glück, die im Laufe des Semesters zu meinen wichtigsten Freunden in Spanien geworden sind.

3.Studium

Am Anfang des Semesters wurde jedem Studenten ein Mentor (spanischer Student derselben Fakultät) zugewiesen, welcher mir dann am ersten Tag den Campus und ein paar organisatorische Dinge zeigte.
Natürlich musste ich wie fast jeder andere Student auch mein Learning Agreement ändern. Dies lag aber in meinem Fall zu einem Großteil an mir selbst, da ich mich am Anfang mit spanischen Kursen ein wenig selbst überschätzt hatte und somit doch lieber auf die einfachere Alternative, englische Kurse, zurückgegriffen habe. Wie oben aber schon einmal erwähnt lässt sich sowas in Spanien relativ unkompliziert und unbürokratisch  regeln.
Ein Großteil der Kurse verlangt aber eine 80% Anwesenheitspflicht, die mehr oder weniger nach Ermessen des Professors auch eingehalten wird. Auch Klausuren in der Mitte des Semesters und Studiumsleistungen die zur Endnote beitragen waren keine Seltenheit.

4. Alltag/Freizeit

Valencia bietet für die Freizeitgestaltung alles, was das Herz begehrt. In den warmen Monaten (September, Oktober und November) war ich recht viel am Strand, welcher dafür, dass Valencia die drittgrößte Stadt Spaniens ist, sehr schön ist und man kostenlos Volleyball spielen kann. Auch der Turia Park (ein nach Überflutung trocken gelegtes Flussbett) und die Altstadt sind sehr schön anzuschauen und man kann dort einige Nachmittage verbringen.

Für die Fortbewegung kann ich empfehlen, sich bei Valenbisi zu registrieren, ein Fahrradleihsystem, für das man 25 € für 1 Jahr bezahlt und das in Valencia die günstigste und schönste Fortbewegungsart ist (eigene Fahrräder werden meist geklaut).

Für die Abendgestaltung gibt es in Valencia unzählige kleine Kneipen und Bars, die unschlagbar günstig sind. Sehr empfehlenswert ist die Bodega Fila in der Nähe vom Blasco Ibañez, das Ausgehviertel "El Carmen" und "Ruzaffa". Preise für einen halben Liter Bier gehen schon bei 1-1,50€ los. Natürlich solltet ihr euch auch einige Hauspartys nicht entgehen lassen.
In Spanien öffnen die Diskotheken erst gegen 1/1:30 Uhr. Sehr empfehlenswert sind meiner Meinung nach das La3 und das Umbracle (vor allem für den Anfang). Da die Spanier aber selten vor 3 Uhr in den Club gehen gibt es eine App für Smartphones (Xceed) in der man sich für freien Eintritt vor 2 Uhr anmelden kann. Dies ist sehr zu empfehlen da, auch wenn Bars sehr günstig sind, Clubs vergleichsweise teuer sind. Eintrittspreise unter 10€ habe ich nicht gesehen und auch für ein Bier zahlt man schnell 5€. Meine Empfehlung ist also am besten nicht durstig in den Club gehen.

Wer daran interessiert ist viel und möglichst oft spanisch zu sprechen, sollte sich an südamerikanische Austauschstudenten halten oder in eine WG mit Spaniern ziehen. Im Erasmus Alltag ist man eigentlich so gut wie nie mit Spaniern im Kontakt (abgesehen vom Small-talk an der Supermarktkasse oder beim Friseur). Da ich aber ein paar Freunde aus Südamerika hatte, die mit der Situation, dass alle  Austauschstudenten englisch miteinander sprechen, gerade am Anfang relativ überfordert waren, konnte ich mein Spanisch dennoch sehr verbessern.

5. Fazit

Alles in allem war mein Semester in Valencia eine unvergessliche Zeit in der ich sehr viel gelernt habe. Ich habe eine andere Kultur kennengelernt und die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen in Valencia sehr geschätzt. Außerdem habe ich viele Menschen aus allen möglichen Ländern kennengelernt, nun habe ich z.B. Freunde in Chile, Ungarn, Polen, Frankreich, Italien... Dies war eine unglaubliche Bereicherung für mich, da man so auch den Blickwinkel auf die eigenen Kultur und Gewohnheiten verändert und sich selbst in einem neuen Licht betrachtet als auch Toleranz für andere Gewohnheiten und Ansichten entwickelt. Ich kann jedem empfehlen, ein Auslandssemester in Valencia zu machen. Diese Stadt hat genau die richtige Größe und ist geradezu prädestiniert dafür dank den freundlichen Menschen, der Internationalität, dem tollen Wetter, dem Strand, dem leckeren Essen und den zahlreichen Freizeitangeboten.

März 2017


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