Kulturell unterwegs im kanadischen Eis – Praktikum beim Auswärtigen Amt in Québec

Skyline von Montréal (Bild: Mara Ringleb, Studentin am ITMK)

Mara Ringleb, Studentin der Mehrsprachigen Kommunikation, hat ihr obligatorisches Auslandssemester in Form eines viermonatigen Praktikums beim Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Montréal, Kanada, absolviert. Wir haben sie interviewt:


Frau Ringleb, wieso haben Sie sich für Kanada entschieden?

Als ich nach meinem Abitur einen Work & Travel-Auslandsaufenthalt plante, entschied ich mich für Australien, dabei war ich damals schon von Kanada begeistert. Für mich war klar, dass ich bei meinem nächsten Auslandsaufenthalt gerne Kanada entdecken möchte. Des Weiteren war es mein Ziel, meine Kenntnisse in der französischen Sprache zu vertiefen, was in Kanada nur in Québec möglich ist.

Geben Sie uns einen kurzen Einblick in den Tätigkeitsbereich Ihres Arbeitgebers?

Das Auswärtige Amt mit seiner Zentrale in Berlin verfügt über 227 Auslandsvertretungen und repräsentiert im In- sowie im Ausland den deutschen Staat und schützt seine Bürgerinnen und Bürger im Gastland. Es gestaltet Außenpolitik gegenüber Staaten und zwischen- und überstaatlichen Organisationen und tauscht sich im Hinblick auf wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Möglichkeiten der Zusammenarbeit aus. Schwerpunkt des Generalkonsulats Montréal ist die Förderung wirtschaftlicher Beziehungen in den Bereichen Verkehr, Infrastruktur und Innovation in Zusammenarbeit mit der deutsch-kanadischen Handelskammer und verschiedensten kanadischen Partnern. Zahlreiche Delegationen aus Deutschland kommen nach Québec, um das Potential deutscher Produkte und Dienstleistungen für aktuelle kanadische oder québecer Bedarfe zu ermitteln.

Was waren Ihre Aufgaben als Praktikantin?

Während meines Praktikums habe ich an verschiedenen Projekten mitarbeiten dürfen. Besonders zeitintensiv war die Vorbereitung und Durchführung eines Workshops zum Thema Smart Energy. Dabei wurde mit der deutsch-kanadischen Handelskammer, dem québecer Ministerium für Wirtschaft und Innovation und einer Agentur aus Montréal kooperiert. Meine Aufgaben waren unter anderem die Koordination der Teilnahme und die Begleitung von deutschen und kanadischen Experten unterschiedlicher Unternehmen sowie Recherchen und Anfertigungen von Berichten. Im Bereich Kultur habe ich an den Vorbereitungen von Kulturprojekten mitgearbeitet und diese begleitet (Koordination mit der Botschaft, deutschen Partnern, dem Goethe-Institut Montréal). Die Förderung von Deutsch als Fremdsprache sowie einzelne Übersetzungsarbeiten stellten einen weiteren Teil meiner Arbeit dar. Während ich im Bereich Öffentlichkeitsarbeit die Social-Media-Kanäle des GKs und eine Webseite (Posts planen, Interviews führen) betreut habe, half ich im Bereich Protokoll an der Vorbereitung gesellschaftlicher Veranstaltungen mit (Empfang zum Tag der deutschen Einheit, Neujahrsempfang) und nahm an diesen teil.

Welche Kenntnisse, die Sie in Ihrem bisherigen Studium am ITMK erworben haben, konnten Sie während Ihres Praktikums anwenden/vertiefen?

In erster Linie haben mir in Montréal natürlich die Sprachkenntnisse in Französisch sehr geholfen – sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld. Aber auch gute Sprachkenntnisse in Englisch sind wichtig. Darüber hinaus steht in der Zusammenarbeit unterschiedlicher Länder interkulturelle Kompetenz an erster Stelle, welche ich in der Praxis anwenden konnte. Durch die Organisation des Workshops konnte ich erlernte Fähigkeiten im Eventmanagement umsetzen. Grundkenntnisse im Marketing haben es mir erlaubt, im Bereich Social Media mitzuarbeiten.

Welche Kenntnisse haben Sie neu erworben?

Hauptsächlich habe ich einen sehr guten Einblick in den Arbeitsalltag des Auswärtigen Amts erhalten, der Außenstehenden meiner Meinung nach oft verwehrt wird. Dies hat mir für meine weitere berufliche Laufbahn deutlich weitergeholfen. Besondere Kenntnisse erworben habe ich des Weiteren vor allem im Bereich Protokoll und Presse sowie in der französischen Sprache.

Wie war das Arbeitsklima im Konsulat?

Vom ersten Tag meines Praktikums an habe ich mich im GK sehr willkommen gefühlt. Es herrscht eine angenehme Arbeitsatmosphäre, die mir dabei geholfen hat, mich schnell in meine Tätigkeiten einzuarbeiten. Meine Vorgesetzten und Kollegen standen mir bei Fragen stets zur Seite und haben mir über meine Aufgaben im Praktikum hinaus vieles über den Alltag im Auswärtigen Amt und in Montréal erklärt. Bereits nach den ersten Wochen habe ich mich als Teil des Teams empfunden.

Hat Sie das Praktikum in Sachen Berufs-/Masterstudiengangswahl weitergebracht?

Fremde Sprachen und ausländische Kulturen sollen nach Möglichkeit einen großen Stellenwert in meinem zukünftigen Berufsleben darstellen. Durch das Praktikum kann ich mir die Zusammenarbeit mit ausländischen Regierungen und Organisationen sowie den kulturellen, gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Austausch zwischen Staaten untereinander als ein Aufgabengebiet in meinem zukünftigen Berufsbild sehr gut vorstellen.

Wie hat Ihnen der Ort/die Umgebung gefallen?

Montréal ist eine schöne Stadt mit einem großen Hafen am Sankt-Lorenz-Strom, vielen Parks, charmanten Cafés, dem Hausberg Mont Royal und den unterschiedlichsten Attraktionen und Angeboten rund ums Jahr. Auch im Winter verliert die Metropole ihren Reiz nicht, denn Schlittschuhbahnen, Schneeschuhwandern, Snow-Tubing, Ice Hockey, Weihnachtsmärkte und diverse andere kulturelle Veranstaltungen lassen gute Laune aufkommen. Auch umliegende Nationalparks wie der Mont Tremblant oder der Mont Orford sind immer eine Reise wert! Montréal ist außerdem ein guter Startpunkt, um die Städte im Osten Kanadas zu erkunden. Québec Stadt, Ottawa und Toronto sowie die Niagarafälle sind mit etwas Zeit, aber leicht mit Bus oder Bahn zu erreichen.

Was sollte man in Montréal unbedingt gesehen oder erlebt haben?

Für mich ist Montréal weniger die Stadt der großen Sehenswürdigkeiten, sondern mehr ein Ort, der zum Schlendern und Verweilen einlädt. Nicht verpassen sollte man die kulinarischen Highlights "Poutine" von La Banquise und die frischen Bagels von Saint Aviateur. Anschauen sollte man sich die Kathedrale Notre Dame, das Musée des Beaux-Arts und das Saint Joseph Oratorium. Gut spazieren gehen kann man entlang des Canale de Lachine, auf dem Mont Royal und am Vieux Port oder in den vielen netten Wohnvierteln.

Gab es für Sie spürbare kulturelle Unterschiede?

Die Kanadier wirkten auf mich sehr entspannt. Die Québécois hingegen manchmal ein bisschen eigen. Doch habe ich sie nach einer kleinen Eingewöhnung gerne ins Herz geschlossen. Da den Québécois die Wahrung der französischen Sprache und Kultur sehr wichtig ist, sollte man in Québec eine Affinität zu Französisch und französischer Kultur mitbringen. Doch in Montréal ist jede Kultur zu Hause, denn noch nie habe ich eine so gastfreundliche Stadt gesehen, die Menschen verschiedenster Kulturen in friedlicher Weise beherbergt.

Wir freuen uns auch über eine kleine Anekdote:

Im Wintersemester sollte man sich auf einen schneereichen und eisigen, aber sehr schönen kanadischen Winter gefasst machen. Durch die Stadt auf vereisten Straßen schliddern, zugefrorene Wimpern und Schneestürme – fast alltäglich!

Ihr Fazit:

Für meine Zeit in Montréal bin ich sehr dankbar und ich werde in jedem Fall wiederkommen, denn dies lohnt sich wirklich!

Januar 2020

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