H2 im Fokus

Wasserstoff soll eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der Energiewende spielen. Aktuelle Projekte und Initiativen in der Region stehen im Mittelpunkt der Online-Konferenz Kölnisch H2, die von Prof. Dr. Thorsten Schneiders vom Cologne Institute for Renewable Energy moderiert wird.

Prof. Schneiders, wie ist die Lage in der Wasserstoffregion Rheinland?

Es hat sich hier in der Region ein sehr aktives und namenhaft besetztes Netzwerk aus Wissenschaft, Industrie und öffentlicher Hand entwickelt, das ich ausgesprochen schätze. Das Interesse an dem Thema ist weiterhin groß und es kommen immer neue Interessenten dazu, was die Szene lebendig hält. Diverse Projekte setzen Wasserstoffthemen ganz konkret um, etwa der ständige Ausbau der wasserstoffbetriebenen Busflotte des Regionalverkehr Köln oder die beiden 100MW-Elektrolyseanlagen, die bei Unternehmen aus der Region geplant werden. In Köln wird gerade der Prototyp eines Wasserstoff-PKW gebaut und ein Makerspace für H2-Start-ups wurde ins Leben gerufen. Diese Projekte zeigen beispielhaft, wie vielfältig die Ansätze rund um den Wasserstoff sind.

Porträtbild Prof. Dr. Thorsten Schneiders Prof. Dr. Thorsten Schneiders (Bild: TH Köln)

Wo wird Wasserstoff künftig besonders wichtig sein?

Als eine Komponente der Energiewende wird Wasserstoff vor allem in der Industrie und der Mobilität eine Rolle spielen. In der Industrie geht es um die Dekarbonisierung, also die Reduzierung von Kohlendioxidemissionen durch den Einsatz kohlenstoffarmer Energiequellen. Wenn etwa aktuell sogenannter „grauer Wasserstoff“ als Energieträger oder Einsatzstoff verwendet wird, der aus Erdgas erzeugt wird, könnte künftig „grüner Wasserstoff“ eingesetzt werden. Dieser wird mit erneuerbaren Energiequellen hergestellt und sorgt so dafür, dass der gesamte Industrieprozess weniger CO2 verursacht. Wenn es um die Weiterentwicklung unserer Mobilität geht, dann wird Wasserstoff vor allem bei Fahrzeugen zum Einsatz kommen, die sehr schwer sind oder lange Strecken zurücklegen.

Wie positioniert sich die TH Köln?

Wir haben an der TH Köln mit Prof. Dr. Peter Stenzel eine neue Professur für Wasserstoff-Systemtechnik besetzt und ein interdisziplinäres Kompetenzteam aufgebaut, mit dem wir Industrie und Kommunen unterstützen. So beraten wir etwa bei der Entwicklung neuer Projekte, begleiten diese wissenschaftlich und stellen Anträge für gemeinsame Forschungsvorhaben. Auch unsere Studierenden sind in vielfältiger Weise eingebunden: Sie arbeiten in den Projekten unserer Partner mit, schreiben ihre Abschlussarbeiten dort und sind als Fachkräfte gefragt. Insgesamt ist Wasserstoff ein Kernthema in der Energie- und Verfahrenstechnik an unserer Hochschule geworden.

Was passiert auf der Konferenz?

Die Konferenz „Kölnisch H2“ hat sich zu einer festen Institution entwickelt, wenn es um den Austausch der Akteurinnen und Akteure im Kölner Raum geht. Wir bringen uns gegenseitig auf den neuesten Stand, vernetzen uns und lernen potentielle neue Kooperationspartner kennen. Es ist uns gelungen, wieder eine spannende Mischung mit Vortragenden aus Privatwirtschaft, staatlichen Institutionen und Wissenschaft zu gewinnen. So werden wir beispielsweise etwas über den Einsatz von Wasserstoff in der chinesischen Wirtschaft erfahren, den Aufbau eines H2-Transportnetzes diskutieren oder die Bedeutung des Wasserstoffs für die kommunale Daseinsvorsorge erörtern.

September 2022

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